Ugandas LRA wieder im Krieg: Rebellen greifen Südsudan an
Die LRA greift vom Kongo aus den Südsudan an. Erstes Ziel ist ein Armeelager der dortigen Befreiungsbewegung. Das nützt vor allem Sudans Regierung.
BERLIN taz Die für ihre Praxis brutaler Kindesentführungen berüchtigte ugandische Rebellenbewegung LRA (Lords Resistance Army) zieht nach zwei Jahren vergeblicher Friedensbemühungen wieder in den Krieg - aber nicht in Uganda, sondern im Sudan sowie in der Demokratischen Republik Kongo. Wie am Wochenende bekannt wurde, überquerten LRA-Kämpfer aus dem Kongo am Mittwoch die Grenze in den Südsudan und überfielen ein Armeelager der dort als Autonomieregierung herrschenden ehemaligen Südsudan-Befreiungsbewegung SPLA (Sudanesische Volksbefreiungsarmee). 23 Menschen seien bei dem Angriff auf Nabanga getötet worden, erklärte die südsudanesische Autonomieregierung am Samstag. "Die LRA hat einen Krieg begonnen", so SPLA-Informationsminister Gabriel Changson Chang und warnte: "Südsudan wird nicht der Ort sein, wo sie diesen Krieg führen können."
Zwanzig Jahre hatte die LRA unter Führung des Priesters Joseph Kony im Norden Ugandas Krieg geführt, unterstützt von der Regierung des Sudan. Nach dem Friedensschluss für Südsudan 2005, der Südsudan Autonomie unter SPLA-Führung gewährte, willigte die LRA in Friedensgespräche ein, schloss 2006 einen Waffenstillstand mit Ugandas Regierung und zog ihre Kämpfer in den Kongo zurück. Am 10. April 2008 platzte die Unterzeichnung eines Friedensvertrags zwischen Ugandas Regierung und LRA, den die Südsudan-Autonomieregierung vermittelt hatte: Kony erschien nicht zur Unterzeichnungszeremonie und empfing auch keine Vermittler. 2007 hatte Kony seinen Vize Vincent Otti, der die Friedensgespräche geführt hatte, umbringen lassen.
Die LRA hat seitdem ihre Kontrolle über Teile Nordostkongos ausgedehnt und nach südsudanesischen Angaben tausende kongolesische Kämpfer rekrutiert. Sie hat auch Versorgungswege in die Zentralafrikanische Republik eingerichtet, wo sie Dörfer überfallen hat und Kontakte zu zentralafrikanischen und tschadischen Rebellen pflegen soll. Diese werden ebenso von Sudans Regierung unterstützt wie die LRA, als sie noch in Uganda kämpfte. Beobachter sagen, dass die LRA wieder Waffen von Sudans Regierung erhält. Im Kontext eines drohenden Zusammenbruchs des Friedens im Sudan, wo Regierung und SPLA sich in jüngster Zeit schwere Kämpfe lieferten, ist die LRA erneut ein guter Verbündeter für Sudans Regierung gegen die SPLA im Südsudan. Damit erhöhen die neuen Angriffe der LRA das regionale Kriegsrisiko.
Am Dienstag letzter Woche hatten die Armeen Ugandas, Südsudans und Kongos ein gemeinsames militärisches Vorgehen gegen die LRA vereinbart, das die UN-Mission im Kongo (Monuc) unterstützen solle.
Die Idee gemeinsamer Militärschläge wird von der US-Regierung unterstützt. Auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat ein international koordiniertes Vorgehen gegen die LRA gefordert und daran erinnert, dass deren Führung vom Internationalen Strafgerichtshof mit Haftbefehl gesucht wird.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann
Rauchverbot in der Europäischen Union
Die EU qualmt weiter
Antisemitismus in Berlin
Höchststand gemessen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag