Überraschung bei Nachwahl in Alaska: Wendepunkt – schön wär’s!
Eine indigene Demokratin gewinnt im sonst republikanischen Alaska. Doch eine Schlappe für die Republikaner:innen ist das noch lange nicht.
Überraschender Sieg für Mary Peltola (r) wird gefeiert Foto: Marc Lester/Anchorage Daily News/ap
Es wäre wunderbar, den Wahlsieg der indigenen Demokratin Mary Peltola bei der Nachwahl in Alaska am Mittwoch als Trendwende interpretieren zu können. In vielen der letzten Wahlen und Vorwahlen auf bundesstaatlicher Ebene hatten sich die Trump-Kandidat*innen durchgesetzt, und nach schlimmen Popularitätswerten von Präsident Joe Biden ging alle Welt davon aus, dass bei den Zwischenwahlen im November die Republikaner*innen die Kontrolle über beide Kammern des Kongresses zurückgewinnen würden. Nun also Alaska, eine strikte Befürworterin des Rechts auf Abtreibung gewinnt – jetzt geht’s los!
Das allerdings könnte Wunschdenken sein. Alaska ist sehr besonders – nicht nur von seiner Bevölkerungsstruktur und politischen Klasse her, sondern auch wegen der in diesem Jahr erst eingeführten Neuerung im Wahlrecht, nach der auch Zweitpräferenzen angekreuzt werden können, falls niemand auf Anhieb über die 50 Prozent kommt.
Die Regelung begünstigte Peltola angesichts zweier tief zerstrittener republikanischer Gegenkandidat*innen – die zwar gemeinsam auf rund 60 Prozent kamen, in der Einzelwertung aber hinter die Demokratin zurückfielen. Das ist in dieser Form kaum irgendwo anders zu erwarten. Und auch der Griff Trumps auf Alaska ist weniger ausgeprägt als woanders. Alaskas republikanische Senatorin Lisa Murkowski ist klare Trump-Gegnerin. Der Wahlsieg Peltolas jetzt sagt nichts darüber aus, wie Murkowski im November gegen Trump-unterstützte Konkurrenz abschneidet.
Trotzdem bleibt die Hoffnung, der kleine Erfolg könnte mehr sein als eine Fußnote. Er könnte dem Ärger der Mehrheit über das Abtreibungsurteil des Supreme Court und das repressive Vorgehen in republikanisch geführten Staaten geschuldet sein. Oder dem doch aufkommenden Misstrauen gegen einen in immer mehr Verfahren verwickelten Ex-Präsidenten. Oder eine Anerkennung für Bidens Gesetzeserfolge beim Klimaschutz.
Nur scheint das zu utopisch, um wahr zu sein. Nahezu unamerikanisch.
Überraschung bei Nachwahl in Alaska: Wendepunkt – schön wär’s!
Eine indigene Demokratin gewinnt im sonst republikanischen Alaska. Doch eine Schlappe für die Republikaner:innen ist das noch lange nicht.
Überraschender Sieg für Mary Peltola (r) wird gefeiert Foto: Marc Lester/Anchorage Daily News/ap
Es wäre wunderbar, den Wahlsieg der indigenen Demokratin Mary Peltola bei der Nachwahl in Alaska am Mittwoch als Trendwende interpretieren zu können. In vielen der letzten Wahlen und Vorwahlen auf bundesstaatlicher Ebene hatten sich die Trump-Kandidat*innen durchgesetzt, und nach schlimmen Popularitätswerten von Präsident Joe Biden ging alle Welt davon aus, dass bei den Zwischenwahlen im November die Republikaner*innen die Kontrolle über beide Kammern des Kongresses zurückgewinnen würden. Nun also Alaska, eine strikte Befürworterin des Rechts auf Abtreibung gewinnt – jetzt geht’s los!
Das allerdings könnte Wunschdenken sein. Alaska ist sehr besonders – nicht nur von seiner Bevölkerungsstruktur und politischen Klasse her, sondern auch wegen der in diesem Jahr erst eingeführten Neuerung im Wahlrecht, nach der auch Zweitpräferenzen angekreuzt werden können, falls niemand auf Anhieb über die 50 Prozent kommt.
Die Regelung begünstigte Peltola angesichts zweier tief zerstrittener republikanischer Gegenkandidat*innen – die zwar gemeinsam auf rund 60 Prozent kamen, in der Einzelwertung aber hinter die Demokratin zurückfielen. Das ist in dieser Form kaum irgendwo anders zu erwarten. Und auch der Griff Trumps auf Alaska ist weniger ausgeprägt als woanders. Alaskas republikanische Senatorin Lisa Murkowski ist klare Trump-Gegnerin. Der Wahlsieg Peltolas jetzt sagt nichts darüber aus, wie Murkowski im November gegen Trump-unterstützte Konkurrenz abschneidet.
Trotzdem bleibt die Hoffnung, der kleine Erfolg könnte mehr sein als eine Fußnote. Er könnte dem Ärger der Mehrheit über das Abtreibungsurteil des Supreme Court und das repressive Vorgehen in republikanisch geführten Staaten geschuldet sein. Oder dem doch aufkommenden Misstrauen gegen einen in immer mehr Verfahren verwickelten Ex-Präsidenten. Oder eine Anerkennung für Bidens Gesetzeserfolge beim Klimaschutz.
Nur scheint das zu utopisch, um wahr zu sein. Nahezu unamerikanisch.
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Kommentar von
Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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