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Über einen zu lauten und zu großen Entwurf

■ In seiner ersten Debatte über das Berliner Holocaust-Denkmal verwirft der Bundestag den Entwurf. Grüne erinnern an NS-Opfer, die nicht entschädigt wurden

Bonn (taz) –In der ersten Diskussion des Bundestags über das Berliner Mahnmal für die ermordeten Juden in Europa hat die SPD gestern verlangt, an der weiteren Planung beteiligt zu werden. In der Debatte wurde deutlich, daß der im Ausschreibungsverfahren mit dem ersten Preis ausgezeichnete Entwurf einer monumentalen Grabplatte mit den Namen von Millionen Opfern im Parlament keine Fürsprecher findet. Ausdrücklich begrüßte auch Peter Conradi (SPD), daß Bundeskanzler Helmut Kohl sich gegen die Ausführung der Arbeit entschieden hatte.

Conradi begründete seine Forderung nach Mitsprache des Bundestages mit dem Argument: „Wenn dieses Denkmal ein Denkmal des Volkes ist, sollte das Volk auch daran beteiligt sein.“ Als „zu laut und zu groß“ verwarfen außer Conradi mehrere Redner die prämierten Entwürfe. Auch Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth erklärte, es komme nicht auf die Größe des Monuments an, sondern auf „Schlichtheit und Eindringlichkeit“.

Nach den Worten des Berliner Kultursenators Peter Radunski (CDU) wollen die Auslober – Bundesregierung, Land Berlin und der Förderkreis – im September ein mehrstufiges Kolloquium eröffnen und ein Jahr später über die Gestaltung entscheiden. Die Abgeordneten lud er ein, sich auch der Diskussion zu beteiligen.

Auch die Meinungen über die Diskussion als solche gingen auseinander. Während Rupert Scholz (CDU) forderte, die Debatte rasch zu beenden, würdigten Conradi und Radunski die öffentliche Auseinandersetzung als Teil der Erinnerungsarbeit. Volker Beck (Bündnis 90/Die Grünen) warnte vor der Gefahr, in einem langen politischen Streit über die Konzeption könne das Projekt als Ganzes in Frage gestellt werden könne.

Im Gegensatz zu Conradi plädierte Beck dafür, am Standort des Mahnmals nahe des Brandenburger Tores feshzuhalten. Beck forderte, für die ermordeten Sinti und Roma in der Nähe des Reichstages ein Mahnmal zu errichten, und erinnerte an die verfolgten und ermordeten Homosexuellen und Behinderten.

Vor allem Oppositionsabgeordnete verlangten die dauerhafte finanzielle Absicherung von NS-Gedenkstätten. Süssmuth griff auch die Bitte aus den Reihen der Opposition sowie von Liberalen auf, bislang nicht entschädigte jüdische NS-Opfer aus Osteuropa endlich finanziell zu unterstützen. Erinnern sei ein Prozeß, das Verhältnis zur Vergangenheit habe sich in den vergangenen 50 Jahren immer wieder geändert, sagte Süssmuth und erinnerte an eine Opfergruppe, der vom Bundestag bislang die Rehabilitierung verweigert wurde: „Deswegen stecken wir noch mittendrin – auch mit den Deserteuren.“ Hans Monath

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