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Über das Ende des NPD-Beobachtungsblogs"Die sind viel zu dusslig"

Es war an der Zeit für etwas Neues, sagt Patrick Gensing. Nach fünf Jahren schließt er jetzt seinen NPD-Beobachtungsblog. Aber die Aufklärungsarbeit im Netz soll weitergehen.

"Ein Watchblog ohne neue Infos hat sich überholt." Bild: npd-blog.info
Ambros Waibel
Interview von Ambros Waibel

taz: Herr Gensing, Sie schließen Ihr NPD-Watchblog. Gibt es schon Reaktionen von den Nazis?

Patrick Gensing: Nö. Das Blog war ja auch eigentlich immer viel zu gut für die NPD. Aber ich bin zufrieden. Die Kuh ist vom Eis. Ich habe das jetzt ein halbes Jahrzehnt gemacht, und es war immer schwierig, zu beurteilen, wie das Blog wahrgenommen wird, wie hilfreich es wirklich ist. Zudem hat sich die Netzwelt sehr geändert. Es war Zeit für etwas Neues.

Wie sieht das Nachfolgeprojekt aus?

Es geht nahtlos weiter. Dahinter steckt der Gedanke, das Potenzial nicht verfallen zu lassen, aber die Plattform besser zu nutzen: mit mehr Autoren, mit einer thematischen Öffnung hin auf die sogenannte Mehrheitsgesellschaft. Die NPD ist nur ein Symptom, nicht die Ursache des Problems. Dazu ist sie auch viel zu dusslig. Ich möchte mir mächtigere Gegner aussuchen.

Patrick Gensing, geb. 1974, arbeitet als Journalist in Hamburg und betreibt den NDP-Beobachtungsblog http://npd-blog.info

Es wird um übertriebene Islamfeindlichkeit gehen, um Sozialrassismus, um Israelhass bei der Linkspartei. Und dann sehe ich einen neuen Rechtspopulismus dort, wo Konservative mit ihrem alten Lager scheinbar brechen, um sich neu zu positionieren, so das FAZ-Umfeld. Ich möchte meine Arbeit einfach wieder unberechenbarer machen.

Hat Ihr Privatleben unter der Arbeit am Blog gelitten?

Ich habe das gemacht, weil mich das Thema interessiert, nicht weil ich mich moralisch verpflichtet gefühlt hätte. Ich habe dann mit dem Blog meine Form gefunden und nur profitiert; nicht finanziell, versteht sich. Mein Privatleben hat insofern gelitten, als ich viel Zeit investiert habe.

Am Anfang, als ich zum ersten Mal groß auf den Naziseiten stand, war das ungewohnt, es war ein Prozess, mit der Angst umzugehen. Aber letzten Endes hat mich das dann nur motiviert. Für Leute an Orten, wo viele Nazis rumturnen, ist das natürlich anders. Aber auch da gilt: Man darf sich nicht verrückt machen lassen.

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8 Kommentare

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  • EV
    Elisabeth Voß

    Übertriebene Islamfeindlichkeit? Ist die einfache, alltägliche Islamfeindlichkeit nicht schon schlimm genug? Oder glauben Sie etwa, es gäbe ein gutes, akzeptables Maß an Islamfeindlichkeit? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein?

  • TS
    Thomas Sch.

    Lieber araceae,

    das hätten Sie wohl gerne, daß ich den Mund halte. Ich aber schleudere ich Ihnen meine Meinung entgegen. Meinungsfreiheit ist nicht die Freiheit, Ihnen zu sagen, was Sie für ein netter Kerl sind, sondern die Freiheit, gerade das zu sagen, was Sie nicht hören wollen. Und wenn Sie nicht hören wollen, dann zeigt das eher was über Ihre Art der Auseinandersetzung. Im Gegensatz zu Ihnen: Ich höre. Im übrigen, woher wollen Sie denn wissen, daß ich kein Muslim bin ? Und zweitens: Kenntnisse über den Islam sind ja wohl nicht an ein Konfessionsbekenntnis geknüpft, oder ? Also nochmal: Ob nun Katholiken früher Frauen abgefackelt haben, die Römer ihre Feinde in Tierhatzschauen zu Tode gehetzt haben, ob in Afrika bis heute Feinde regelmäßig mit Macheten zerhackt werden und in bestimmten sog. moslemischen Ländern die Leute gesteinigt oder aufgeknüpft werden, all´das sind graduelle Unterschiede, Leute zu Tode zu bringen. Rechtmäßigkeit behauptet da jede Gesellschaft für sich. Angesichts des Völkerrechts sieht das anders aus. Aber das alles wollen Sie ja nicht so gern hören. Warum eigentlich ? Schmerzt´s?

  • W
    Webmarxist

    Rechtspopulisten vertreten die Ansicht dass ein Minarett, nie höher sein darf, als ein Kirchturm . Darüber muss man berichten und aufklären. Denn der Rechtpopulismus ist nicht gut für eine offene und tolerante Gesellschaft. Alle Menschen sind gleich.

  • A
    araceae

    @ Thomas Weinmann und Thomas Sch.: Na da haben sich ja direkt schon zwei freiwillige Kandidaten zum Beobachtet-Werden gefunden.

    Schon traurig, wieviele nicht islamische Deutsche sich anmaßen, die "Wahrheit" über "den Islam" zu kennen. Hört doch einfach mal auf damit, keiner will's mehr hören.

  • WW
    Wolfgang Weinmann

    "Es wird um übertriebene Islamfeindlichkeit gehen"

     

    So jemanden kann ich nicht Ernst nehmen. Herr Gensing, reisen Sie direkt ein Jahr in den Iran, vielleicht auch Somalia oder ein ähnlich vom Islam erfaßtes Land und reden Sie dort von Aufklärung, den Geschlechterrollen von Mann und Frau, von Religionsvielfalt, Meinungasvielfalt und ähnlichen Themen.

     

    Herr Gensing möchte der NOCH von der Aufklärung geprägten Gesellschaft die Vorzüge des vorittelalterlichem Muff´s näherbringen. Herr Gensing - ich glaube Sie sind überzeugt einen "Nazi light" gibt es nicht. Aber den "Íslam light" den wollen Sie uns schmackhaft machen.

  • TS
    Thomas Sch.

    Man kann sich die Sache natürlich so zurechtbiegen, wie sie einem paßt. Also alle Nazis einfach als tumbe Toren einzustufen, ist ja vielleicht praktisch, aber ob stimmt ? Andersartige abmurksen zu wollen, ist ja nicht gerade ein Alleinstellungsmerkmal der Nazis. Ob nun Rechte Juden im KZ vergasen wollen oder Religionsfanatiker wiederum sog. Sünder steinigen oder abfackeln, ist ja wohl höchtens graduell (wenn überhaupt) ein Unterschied. Was jedoch leicht festzustellen ist, daß vom Mainstream abweichende Auffassungen immer mehr, immer öfter und immer unbedachter als rechts oder rechtspopulistisch bezeichnet werden. Auch nicht gerade ein Anzeichen außerordentlicher Intelligenz. "Willst du nicht mein Freund mir sein, so schlag ich dir die Fresse ein." Diese Art Lebensauffassung eint wiederum rechts und links.

  • V
    vic

    Die rechte Szene in Poliik und Gesellschaft im Auge zu behalten, ist absolut in meinem Interesse.

    Doch in der Linken, die ich kenne (ich wähle links, seit die WASG in B.W. erstmals angetreten ist) gibt es keinen Israelhass.

    Das wir das glauben hätte man gerne aus der "bürgerlichen Mitte".

  • H
    Hiramas

    Danke für 5 Jahre Informationen und Bloßstellungen der NPD, für Aufklärungsarbeit, vor allem auch in den kleineren Details, die es nie in die großen Medien geschafft haben. Ich wünsche viel Glück und Erfolg mit dem Folgeprojekt.