: Über Jess nin
Vladimir Majakowskij
Über Jessenin
Unser letztes Zusammentreffen hinterliess bei mir einen nachhaltigen und deprimierenden Eindruck. Am Kassenschalter des Staatsverlages stürzte jemand auf mich zu. Sein Gesicht war gedunsen, seine Krawatte verrutscht. Seine Mütze sass nur noch zufällig oben, denn sie hatte sich in einer blonden Haarsträhne verfangen. Er und zwei seiner (für mich jedenfalls) finsteren Begleiter verbreiteten eine Wolke von Alkoholdunst um sich. Ich erkannte Jessenin tatsächlich kaum wieder. Ich entzog mich mit Mühe einer dringlichen Einladung, mitzutrinken, die durch Fuchteln mit beachtlichen Bargeldmengen noch unterstrichen wurde.
Dieser Text und das Gedicht von Peter Salomon sind der Schweizer Literaturzeitschrift 'Orte‘ Nr.64 aus 1988 mit dem Thema „König Alkohol“ entnommen
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