■ Kommentar: Üben, üben
Da muß der ambitionierte Umweltsenator wohl noch ein wenig lernen. Quasi per einstweiliger Verfügung den Standort für eine Müllverbrennungsanlage vorzugeben, das mag zwar eine schöne Schlagzeile sichern, mehr aber nicht.
Für den Voscherau-Senat und die Hamburger SPD dürfte es nach diesem ungelenken Vorpreschen Vahrenholts ziemlich schwer werden, den Standort Neuhof noch durchzusetzen. Deren große Vor- und Nachwahl-Versprechungen, nun endlich etwas für Wilhelmsburg zu tun, haben die Menschen dort durchaus noch im Ohr. Eine Müllverbrennungsanlage, da sind sie sich zurecht ganz sicher, war jedenfalls nicht darunter.
Möglich, daß man sie dennoch hätte durchsetzen können. Denn, läßt man sich auf Fritz Vahrenholts Müllverbrennungs-Konzeption ein - es gäbe ungeeignetere Plätze als das Industriegebiet auf Neuhof. Und an einem schlüssigen Alternativ-Konzept zur Müllverbrennung haben sich im flächenarmen Stadtstaat Hamburg schon einige die Zähne ausgebissen. Aus Schönberg wollen auch alle möglichst schnell aussteigen. Schließlich, daß sich das Prinzip Vermeiden statt Verbrennen beim gegenwärtigen Zustand dieser Gesellschaft in einigermaßen absehbarer Zeit umsetzen ließe - naja, man kann ja dran glauben.
Aber gerade wenn man wie Vahrenholt glaubt, letztlich alle guten Argumente auf seiner Seite zu haben, muß man auch den Mut aufbringen, die Menschen immer wieder davon zu überzeugen. Notfalls jeden einzelnen. Nicht ausgerechnet in Wilhelmsburg, sondern gerade in Wilhelmsburg.
Uli Exner
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