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UdSSR verhandelt mit Mudjahedin

■ Erste direkte Gespräche über sowjetischen Truppenabzug

Riad (afp) - In der saudischen Stadt Taif haben am Wochenende die ersten direkten Gespräche zwischen Vertretern Moskaus und der afghanischen Mudjahedin seit dem sowjetischen Einmarsch in Afghanistan Ende 1979 begonnen. Wie in Riad am Sonntag offiziell mitgeteilt wurde, wollten sich der Chef der Siebener-Allianz der Mudjahedin, Burhanuddin Rabbani, und der erste stellvertretende sowjetische Außenminister Juli Woronzow am Sonntag vormittag zu einer zweiten Gesprächsrunde im Beisein beider Delegationen treffen. Bei den Verhandlungen geht es in erster Linie um die Vollendung des sowjetischen Truppenabzugs, der laut dem Friedensabkommen von Genf bis Februar 1989 abgeschlossen sein muß, sowie um die Freilassung der sowjetischen Kriegsgefangenen durch die islamischen Widerstandskämpfer. Ferner stehen die Zukunft der pro-sowjetischen Regierung in Kabul und die künftigen Beziehungen zwischen Afghanistan und der UdSSR zur Debatte. Die Mudjahedin wollen Kriegsreparationen von Moskau verlangen und die sofortige Entminung der noch von sowjetischen Truppen kontrollierten Zonen in Afghanistan fordern. Beobachter sehen in der Wahl des Gastlandes ein Zeichen für die progressive Annäherung zwischen Moskau und Riad, die offiziell keine diplomatischen Beziehungen pflegen. Die Sowjetführung hegt nach Ansicht von Beobachtern mehrere Gründe, die Beziehungen mit dem regionalen Wirtschaftsriesen und der Schutzmacht der heiligen islamischen Stätten weiterzuentwickeln: Zum einen liegen die Einschätzungen beider Länder über die mögliche Abhaltung einer internationalen Nahost-Friedenskonferenz nicht sehr weit auseinander; zum anderen möchte Moskau aller Wahrscheinlichkeit nach über einen gewichtigen Vermittler mit den Mudjahedin verfügen. Saudi-Arabien hat während des neunjährigen Afghanistan-Konflikts die moslemischen Mudjahedin unterstützt und daraus auch niemals einen Hehl gemacht, ohne die Unterstützung aber jemals offiziell zu bestätigen oder zu dementieren. Nach Informationen der 'Washington Post‘ sollen es 1985 und 1986 525 Millionen Dollar gewesen sein. Zur gleichen Zeit ließen die USA den Widerstandskämpfern unter der Hand jährlich 500 Millionen Dollar zukommen.

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