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Ubuntu vs. Windows 7Es muss nicht immer Windows sein

Am Freitag erscheint Microsofts lange erwartetes neues Windows 7. Wer da nicht mitmachen will, hat Alternativen – beispielsweise das leicht bedienbare Linux-Derivat Ubuntu.

Microsoft-CEO Steve Ballmer präsentiert Windows 7. Bild: reuters

Es gab eine Zeit, da war Linux als für Laien unbenutzbar verschrien. Die übliche Litanei begann mit der Kritik an möglicherweise notwendigen ellenlangen Kommandozeilen-Tipporgien und endete noch lange nicht mit Problemen bei Treibern für so einfache Geräte wie handelsübliche Drucker oder Soundkarten, die immer irgendwie zu fehlen schienen. Wer das freie Betriebssystem verwendete, musste, so zumindest das sich jahrelang haltende Klischee, eben ein Bastler sein.

Spätestens seit Herbst 2004 ist das aber keineswegs mehr so. Da erschien die erste Version des Linux-Derivats Ubuntu. Derivat heißt im Open Source-Jargon, dass der Kern des Systems dem anderer Linux-Varianten entspricht, doch der Überbau, also beispielsweise die Desktop-Oberfläche, speziell angepasst wurde.

Und Ubuntu schickte sich von vorne herein an, das besser zu machen, was bei manchen anderen Linux-Derivaten fehlte: Einfache Bedienbarkeit der Oberfläche, leichte Installation und Konfiguration, alle wichtigen Treiber mit an Bord und die Möglichkeit, das System mit wenigen Klicks auf dem neuesten Stand zu halten und Programme, die fehlten, leicht nachzuinstallieren.

Tatsächlich ist Ubuntu für PC-Besitzer inzwischen interessanter als je zuvor – auch im Hinblick auf das am Freitag erscheinende Windows 7. Insbesondere Nutzer von Windows XP müssen beim Umstieg nämlich mit viel Stress rechnen: So müssen sie alle Programme neu installieren, weil Microsoft keine gut funktionierende Update-Routine integriert hat.

Und wenn man schon ganz neu anfängt, fragen die Ubuntu-Macher, warum dann nicht gleich mit Linux? Und so hofft man bei der gemeinnützigen Ubuntu Foundation, dass der ein oder andere Microsoft-Gefrustete in diesen Tagen zum Überläufer werden könnte. Passend dazu erscheint Ende Oktober die Finalversion von Ubuntu 9.10 mit diversen neuen Funktionen wie dem schnellen Austausch von Dateien und der leichten Konfiguration einer Sicherheitsfirewall. Eine stabile Betaversion kann bereits ausprobiert werden.

Ubuntu kostet, genauso wie die meisten anderen Linux-Derivate, an sich als Freie Software kein Geld. Man lädt sich das Betriebssystem einfach aus dem Internet herunter und brennt es auf einen Datenträger oder überträgt es auf einen USB-Stick. Um die Installation zu erleichtern, kann man sich aber auch eines der Handbücher im Buchhandel kaufen, in dem zumeist auch die CD steckt.

Ein altes Argument gegen Linux war stets, dass dem Nutzer hier Programme fehlten. Tatsächlich trifft das für Durchschnittsanwender längst nicht mehr zu. Unter Ubuntu findet man gut bedienbare Texteditoren und Büropakete (Open Office), den auch unter Windows viel verwendeten Browser Firefox, gut funktionierende Multimedia-Abspielprogramme, Anwendungen für E-Mail und Terminplanung und vieles mehr.

Die Software verhält sich dabei kaum anders als unter Windows und kostet zumeist keinen Cent. Die in Ubuntu eingebaute Download-Verwaltung ("Paketmanager") erleichtert zudem die Nachinstallation von Programmen und schließt Sicherheitslücken schnell. In 9.10 wurde dieser nochmals als "Software Center" überarbeitet und ist noch einfacher zu bedienen. Für Gamer ist Linux aufgrund des geringen Angebots dagegen nur teilweise geeignet, auch wenn es inzwischen Programme wie CrossOver gibt, die Windows-Anwendungen direkt unter dem freien Betriebssystem ausführbar machen.

Wer sich noch nicht traut, ganz mit seinem Rechner nach Ubuntu zu wechseln, kann zunächst so genannte Live-CDs ausprobieren. Das sind komplette Systeme, die man sich auf eine CD brennen oder auf einen USB-Stick aufspielen kann. Mit diesen lässt sich dann der Rechner mit Ubuntu starten und das System nach Herzenslust prüfen. Auf dem Rechner direkt installiert wird dabei jedoch noch nichts, auch muss man, wenn man in einer solchen Sitzung Daten speichern will, das ganz bewusst auf der Festplatte tun. Zum "Spielen" mit einem neuen System ist das jedoch ideal.

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