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US–Zölle gegen japanische „Käfer“–Invasion

■ Mit hohen Zöllen für japanische Importprodukte, vom Kühlschrank bis zum Autoradio, bestraft die US–Regierung Japan für seine Dumping–Preise auf dem Chip–Markt / Japan beteuert seine Unschuld, ruft GATT zu Hilfe und will notfalls das Chip–Abkommen kündigen

Tokio/Washington (afp/wps) - Japan hat am Wochenende an die USA appelliert, im Streit um den Handel mit Computerchips einzulenken und auf die angedrohten Strafzölle für japanische Elektronikimporte zu verzichten. Der japanische Handels– und Industrieminister Hajime Tamura will sich um eine Dringlichkeitssitzung mit Washington zu diesem Thema bemühen. US–Präsident Ronald Reagan hatte am Freitag Maßnahmen angekündigt, die bestimmte elektronische Produkte aus Japan im Preis verdoppeln würden. Reagan hatte die Sanktionen damit begründet, daß sich die japanische Elektronikindustrie nicht an das im vergangenen September unterzeichnete Halbleiterabkommen gehalten habe. Darin hatte sich Japan verpflichtet, seine Dumping–Praktiken beim Verkauf von Computerchips an Drittländer aufzugeben. Zugleich sollte US–Firmen damit ein besserer Zugang zu den japanischen Märkten gesichert werden. Japan beherrscht international mittlerweile fast die Hälfte des Markts der Computerchips. Die USA, die auf diesem Gebiet die Vorreiter waren, haben derzeit einen Anteil von 40 Prozent. Die Spannungen zwischen Tokio und Washington sind unter anderem auf den Überschuß Japans im bilateralen Handel zurückzuführen, der im vergangenen Jahr 59 Milliarden Dollar betrug. Die Computerchips sind nur ein Feld der handelspolitischen Differenzen. US–Handelsvertreter hatten schon vor einigen Tagen gegen die Benachteiligung von US–Unternehmen bei einem lukrativen Kabelprojekt zwischen Japan und Alaska protestiert. Washington hat sich ferner darüber beklagt, daß US–Firmen beim Bau eines neuen Großflughafens bei Osaka keine nennenswerten Aufträge erhielten. Bis zum 17. April will die US– Regierung jetzt aus einem Produktkatalog bestimmte Waren auswählen, die mit bis zu 100prozentigen Strafzöllen bel US–Regierung der amerikanischen Elektronikindustrie entstand. Reagan will auf die Strafmaßnahmen nur dann verzichten, wenn die japanische Industrie das Halbleiterabkommen in die Tat umsetzt. Japan will den Fall möglicherweise vor das Allgemeine Zoll– und Handelsabkommen (GATT) bringen und als Gegenmaßnahme notfalls das Halbleiterabkommen mit den USA aufkündigen. Dagegen schloß der japanische Handelsminister Tamura aus, daß Japan seinerseits Strafzölle für amerikanische Importe verhängen könnte. „Wir wollen unsere Zölle möglichst niedrig halten.“ Am Samstag abend griff der japanische Ministerpräsident Nakasone in versöhnlichem Ton in den Konflikt ein. „Japan möchte das Problem auf dem Weg von Konsultationen lösen, seinen Standpunkt dabei darlegen und dort Veränderungen vornehmen, wo sie vonnöten sind.“ Die Strafzölle werden auch bei Nakasones Besuch in Washington vom 29. April bis zum 5. Mai sein.

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