: US–Tricks in Angola
■ Am Rande der UN–Namibia–Debatte klärte sich, warum Unita–Chef Savimbi die Benguela–Bahn wieder eröffnen will
New York (ips) - Warum hat Savimbi Kreide gefressen? Diese Frage beschäftigt alle in der Südafrika–Diplomatie engagierten Kräfte, seit der rechtslastige angolanische Guerillaführer Savimbi Ende März in Washington überraschend eine Waffenruhe in Angola anbot und erklärte, er werde eventuell sogar einer Wiedereröffnung der Benguela–Bahn zustimmen. Die quer durch Angola führende Eisenbahnlinie stellt die einzige Atlantikverbindung für die Kupferbergwerke Sambias und Zaires dar. Ihre Funktionsfähigkeit wäre von entscheidender Bedeutung für die Bemühungen der Frontstaaten im südlichen Afrika, von Südafrikas Häfen unabhängig zu werden. Südafrika unterstützt bekanntlich die UNITA. Auch auf der ersten Sitzung des UN–Sicherheitsrates zu Namibia wurde in den vergangenen Tagen heftig über diese Frage spekuliert. Das Ergebnis: alle Spuren führen nach Washington. Obschon Vertreter der US–Administration heftig dementierten, etwas mit der überraschenden Savimbi–Offerte zu tun zu haben, erschien den Delegierten der Deal nur im Hinblick auf den Wunsch der USA nach einer verstärkten Militärpräsenz in Afrika logisch. Die USA, so vermuten sowohl der angolanische als auch der zimbabwesche UN– Botschafter, suchen nach neuen Militärstützpunkten in Afrika und haben dafür den Stützpunkt Kamina im Süden Zaires ins Auge gefaßt. Zaire gewinnt die Benguela– Verbindung und tritt den Stützpunkt ab. Savimbi toleriert die Bahn und wird dafür von Kamina aus von den USA versorgt. Dies wäre für die UNITA attraktiv, da sie dann nicht mehr auf Südafrikas offene Unterstützung angewiesen wäre, die sich ohnehin zunehmend als peinlich erweist. Washington setzt offenbar darauf, daß die Aussicht auf eine Eisenbahnverbindung für die Frontstaaten so verlockend ist, daß sie dafür eine Ausweitung der militärischen Präsenz in Kauf nehmen.
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