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USA will Freihandel mit Mexiko

■ Gipfelgespräch der Staatspräsidenten zur Vorbereitung der Verhandlungen

Washington/Berlin (dpa/taz) — Die USA arbeiten daran, den nordamerikanischen Kontinent von Kanada bis Mexiko zu einem Markt ohne Wirtschafts- und Handelsschranken zu machen. Mit diesem gemeinsamen nordamerikanischen Markt will Washington auf den Europäischen Binnenmarkt und das Zusammenwachsen der Pazifikländer mit Japan als Zentrum reagieren.

Gestern trafen sich Präsident Bush und der mexikanische Staatspräsident Carlos Salinas de Gortari in Monterrey, um die Verhandlungen über eine Freihandelsvereinbarung vorzubereiten, die im Frühjahr 1991 beginnen sollen. Die Verhandlungen, die zu einer schrittweisen Beseitigung von Handelshemmnissen und zu einer Vertiefung des bilateralen Handels sowie der Investitionen führen sollen, sind jedoch schon jetzt starker Kritik sowohl in Mexiko als auch in den USA ausgesetzt.

In der US-Wirtschaft ist die Begeisterung geteilt. Während die Großindustrie für das Projekt ist, fürchten schwächere Branchen, kleinere Betriebe, Gewerkschaften und auch manche US-Staaten, Arbeitsplätze zu verlieren und als Standort unattraktiver zu werden, weil in Mexiko wohl noch über Jahre hinaus billiger produziert werden kann. Schon heute nutzen über 1.500 amerikanische, europäische und japanische, sogenannte „Schraubenzieherbetriebe“ im Grenzgebiet die billigeren Kosten in Mexiko. In Mexiko liegen die Löhne etwa bei einem Achtel des US-Niveaus.

Einige US-Gewerkschaften starten daher Kampagnen gegen die Pläne der Regierung. „Die Jobs von über einer Million amerikanischer Textilarbeiter wären bedroht“, befürchtet Ron Blackwell, ein Ökonom der Vereinigung der Bekleidungs- und Textilarbeiter. Und Steven Beckman, der Ökonom der Gewerkschaft der Automobilarbeiter, machte geltend, daß die mexikanische Automobilindustrie ihren einheimischen Arbeitern nur etwa zwei Dollar in der Stunde zahlt, während sein amerikanischer Kollege das Zehnfache erhält.

In Mexiko werden die Ungleichgewichte in den bisherigen Wirtschaftsbeziehungen der beiden Länder herausgestellt. Eine Studie des mexikanischen Handelsministeriums wies nach, daß Mexiko bei Importen aus den USA wesentlich liberaler verfährt als die Wirtschaftsmacht im Norden mit Importen aus Mexiko. Die Zölle, die die USA auf mexikanische Importe erhebt, betragen durchschnittlich zwanzig Prozent des Produktpreises. Dagegen erhöht Mexiko die Preise der US- amerikanischen Importe durch Einfuhrzölle nur um elf Prozent.

Das Ministerium klagt über über „unfaire Praktiken“ der USA, über Dumpingpraktiken, Schmuggel, Exportsubventionen und das Umgehen von Qualitätsnormen.

Mexiko ist heute schon der drittgrößte Handelspartner der USA.

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