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USA tragen Handelskrieg in die NATO

■ Auf Wehrkundetagung in München drohen US–Politiker mit Truppenabzug auf Europa / US–Botschafter Burt: Statt EG–Agrarsubvention in Rüstung investieren / SPD–Politiker Bahr fordert „Nichtangriffskorridor“

München (ap) - Der Handelskrieg zwischen Amerikanern und Europäern zeigt Auswirkungen auf das Verhältnis der NATO– Partner. Das wurde am Wochenende in München auf der 24. internationalen Wehrkundetagung deutlich. Die US–Senatoren John McCain, William Cohen und Peter Wilson verwiesen auf der Konferenz auf immer lauter werdende Forderungen in ihrem Land, die Zahl der in Europa stationierten Soldaten um 100.000 auf 250.000 zu reduzieren. Der US–Botschafter in Bonn, Burt, kritisierte, die USA würden beispielsweise in den Bereichen der Zivilluftfahrt, der Landwirtschaft und der Telekommunikation vom „freien Zugang zu europäischen Märkten ausgeschlossen“. Wenn sich daran nichts ändere, dürfe sich niemand über „Vergeltung“ wundern. Bundesverteidigungsminister Wörner (CDU) stimmte Burt zwar grundsätzlich zu, daß es ein „Junktim zwischen dem wirtschaftlichen Element und dem Sicherheitsaspekt“ in den transatlantischen Beziehungen gebe. Zugleich warnte er aber vor dem „historischen Fehler, die Truppenpräsenz zu mindern oder gar zu beseitigen“. Nachdem Burt angeregt hatte, ein Drittel der EG–Agrarsubventionen für die konventionelle Rüstungsverstärkung aufzuwenden, zeigte sich der Vorsitzende des Bundestags–Verteidigungsausschusses, Biehle (CSU), sichtlich verärgert. Er erinnerte daran, daß die Europäer in der Vergangenheit im Bereich der Rüstungskooperation mit den USA, in dem es „fast kriminell zugegangen“ sei, „geradezu wie Aussätzige behandelt“ worden seien. Zu Beginn der Konferenz hatte Wörner es abgelehnt, „Europa von Kernwaffen aller Art und Reichweite zu entblößen“. Der SPD–Abgeordnete Andreas von Bülow hielt Wörner vor, im Gegensatz zu Außenminister Genscher (FDP) nur dem Osten eine „Invasionsfähigkeit“ zu bescheinigen. Der SPD–Abrüstungspolitiker Bahr forderte die Schaffung eines 300 Kilometer breiten Nichtsangriffskorridors in Zentraleuropa. Je 150 km entlang der Grenze zwischen den Militärblöcken sollen von nuklearen und chemischen Waffen sowie Panzern, Kampfhubschraubern und anderem schweren Gerät frei sein.

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