US-Wahl: Auch eine Bauchentscheidung
In vielen Bundesstaaten stimmen die Wähler*innen am Dienstag zusätzlich über das Abtreibungsrecht ab. Das könnte vielerorts für Klarheit sorgen.
Das Recht auf Abtreibung, das nach der Kehrtwendung des durch Trump konservativ besetzten Obersten Gerichtshofes 2022 wieder zum Großthema geworden ist, steht in elf Bundesstaaten zur Abstimmung. In zehn davon, darunter auch die Swing States Nevada und Arizona, fordern die Initiator*innen, das Recht auf Abtreibung bis zum Zeitpunkt der eigenständigen Lebensfähigkeit des Fötus in den Staatsverfassungen zu verankern. So hatte es auch die Roe-v.-Wade-Entscheidung des Supreme Court von 1973 landesweit garantiert.
Seit der Rücknahme dieses Urteils sind in zwei Dutzend Bundesstaaten Abtreibungen entweder gänzlich verboten oder das Recht darauf extrem eingeschränkt. In Arizona gilt derzeit ein Abtreibungsverbot ab der 15. Schwangerschaftswoche – aber es war eine Achterbahnfahrt, um da hinzukommen. Zunächst hatte der konservativ dominierte Oberste Gerichtshof des Bundesstaates entschieden, dass ein totales Abtreibungsverbot aus dem Jahr 1864 wieder in Kraft treten dürfe. Das war dann von Arizonas Senat gekippt worden. Geht das Referendum durch, herrscht endlich Klarheit.
Auch im rechtskonservativ regierten Florida unter Gouverneur Ron DeSantis, wo derzeit ein Abtreibungsverbot ab der 6. Woche herrscht – wenn viele Frauen die Schwangerschaft noch nicht einmal bemerkt haben – dürfen die Wähler*innen über eine Ausweitung bis zur Lebensfähigkeit abstimmen.
Empfohlener externer Inhalt
Auch über Marihuna wird abgestimmt
Dass das auch in konservativen Staaten gelingen kann, hat im vergangenen Jahr schon Ohio gezeigt: Wie in sechs anderen Bundesstaaten vorher stimmten die Wähler*innen dort vor genau einem Jahr dafür, Abtreibungsrechte in die Verfassung aufzunehmen. Die Harris-Kampagne hat große Teile ihres Wahlkampfs darauf aufgebaut, dass auch normalerweise republikanisch wählende Frauen mit diesem Thema ansprechbar sind.
In vier Bundesstaaten wird über die Legalisierung von Marihuana abgestimmt. Besitz und Konsum zu Entspannungszwecken sind bereits in 24 Bundesstaaten legal – in 13 davon kam das durch Referenden zustande.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen