US-Vorwahlen in Michigan: Romney wieder im Rennen
Mit einem klaren Sieg meldet sich der Mormone Mitt Romney zurück im Kampf um die Präsidentenvorauswahl. Die Kandidatenkür der Konservativen bleibt chaotisch.
WASHINGTON taz Nun wird es ganz verrückt im Rennen der Konservativen um die Nominierung zum US-Präsidentschaftskandidaten: Die Anhänger der Republikaner im US-Bundesstaat Michigan bescherten Ex-Gouverneur Mitt Romney einen überraschend klaren Sieg. Der Mormone Romney erhielt demnach am Dienstagabend rund 38 Prozent der Stimmen. Ihm folgte sein Rivale John McCain, der Senator aus Arizona, der erst vor einer Woche den Sieg bei den Vorwahlen in New Hampshire errungen hatte. Mike Huckabee, der christlich-konservative Ex-Gouverneur von Arkansas, erhielt dagegen in Michigan nur 16 Prozent der Stimmen und damit Rang drei. Er war noch am 3. Januar der herausragende Gewinner des Caucus in Iowa gewesen.
"Dieser Abend stellt den Anfang eines Comebacks dar, eines Comebacks für Amerika", jubelte ein sichtlich erleichterter Romney nach seinem Sieg. Noch vor einer Woche sei dieser Erfolg "unmöglich" erschienen.
Romneys Sieg trägt nicht dazu bei, dass das republikanische Rennen übersichtlicher wird. Im Gegenteil, wie die Kandidaten nun spüren müssen. "Ich dachte dieser Wahlkampf wird einfacher", sagte ein sichtlich enttäuschter Mccain. Er war noch während der Auszählung in Michigan abgereist nach South Carolina, um dort seinen Wahlkampf fortzusetzen.
Mit South Carolina wählt der erste Südstaat. Am kommenden Samstag stimmen die republikanisch Wählenden, am Samstag darauf die demokratischen Anhänger ab. Bei den Bewerbern beider Lager gilt der Südstaat als Schicksalsschlacht in einem Rennen, dass bislang zu wenig erkennen ließ, wo die Gunst der Wählenden hintendiert.
Vermutlich hätte für Romney eine neuerliche Niederlage das Aus im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur bedeutet, da er sich in seiner Strategie stark auf Michigan konzentriert hatte. Romney gab dort mehr als zwei Millionen Dollar für Fernsehwerbung aus. Zuvor hatte er lediglich bei den bedeutungslosen Vorwahlen von Wyoming am 5. Januar gewonnen. In Michigan aber konnte er in seinem Wahlkampf auf einen Heimvorteil setzen: Romney ist in Detroit geboren und aufgewachsen, sein Vater war lange Jahre ein beliebter Gouverneur des stark industriell geprägten Staates gewesen.
Doch auch John McCain hatte sich Siegeschancen in Michigan ausgerechnet. Manchen Umfragen gemäß führt er neuerdings landesweit das republikanische Bewerberfeld noch vor dem populären New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani an. Im Jahr 2000 hatte McCain die Vorwahlen in Michigan gegen George W. Bush gewonnen, war dann aber im weiteren Nominierungsprozesses unterlegen.
Obgleich die Demokraten in Michigan eigentlich nicht wählen durften, fanden am selben Abend dennoch Abstimmungen statt. Die Parteispitze der Demokraten in Washington hatte schon vor Wochen angekündigt, das Ergebnis und damit die daraus resultierenden Delegierten nicht anerkennen zu wollen. Grund war, dass der Landesverband Michigan den Termin ohne ihre Zustimmung und gegen Parteiregularien vor den 5. Februar vorgezogen hatte.
Damit kam es zu der absurden Situation, dass als einzige der führenden Kandidaten Senatorin Hillary Clinton auf den Stimmzetteln zu finden war. Sie erhielt prompt knapp 59 Prozent. Aber rund ein Drittel der demokratischen Wähler stimmte schlicht für "unentschieden". Die Senatoren Barack Obama und John Edwards hatten sich im Zuge des Anerkennungsstreits von den Kandidatenlisten streichen lassen. Bei den Demokraten stehen die nächsten Vorwahlen am kommenden Samstag in Nevada an.
Auch bei den Republikanern werden rund die Hälfte der Delegierten von der Parteiführung nicht anerkannt werden. Auch hier hatte es Streit um die Vorverlegung des Wahldatums gegeben. So kann Michigan nun maximal 30 Delegierte zum großen Nominierungsparteitag der Konservativen im September entsenden. Aus diesem Grund standen zwar die Kandidaten Rudy Giuliani, der frühere Senator aus Tennessee Fred Thompson und der kalifornische Abgeordnete Duncan Hunter auf den Stimmzetteln - sie aber hatten in Michigan gar keinen Wahlkampf betrieben, sondern ihre knappe Zeit lieber in andere, vielversprechendere Bundesstaaten investiert.
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