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US-Verfolgungsmanöver an Italiens Himmel

Jagdbomber der Vereinigten Staaten üben Luftkampf mit italienischen Zivilflugzeugen / US-Jäger gefährden mit Flügen ohne Erlaubnis und Vorwarnungen die Flugsicherheit / Italiens Pilotenvereinigung und Fluglotsen erwägen Anforderung von militärischem Schutz  ■  Aus Rom Werner Raith

Der Alitalia-Flugkapitän Massimo Bonivelli, 39, glaubte sich plötzlich „in einem dieser B-Serien-Filme aus Amerika“ versetzt, wo die „Düsenpiloten umeinander herumschwirren und mit den Flügeln wackeln“, sein Bordoffizier Roberto Testino „konnte gar nicht so schnell schauen, wie der da heran und mit einer Rolle vorbei war„; ein Phantom F4 der US-Luftwaffe hatte den Linienflug der ATI-Maschine zwischen Mailand und Palermo am hellichten Mittag für eine Reihe unbekümmerter Verfolgungsmanöver benutzt, weitab von den freigegebenen Höhen und Routen für Militärflugzeuge. Piloten-Kollege Antonio Gesualdi, auf dem Flug von Catania nach Rom, berichtet ebenfalls von einem solchen „Erlebnis der dritten Art“ - und gut drei Dutzend weitere Flugzeugführer dazu, die meisten aus den vergangenen drei Tagen.

„Die schwirren in unseren Lufträumen herum wie tollgewordene Bienen“, berichtet die Leitung der italienischen Pilotenvereinigung APPL - „und dies trotz des dichten Nebels über weiten Strecken des Landes.“ Hinter sich, vor sich, neben sich sehen die Flieger plötzlich doppelt schallschnelle Pfeile vorüberschießen, und die Leitung des militärischen Flugkontrollzentrums Ciampino in Rom kommt, nach Auskunft des Pressesprechers, „mitunter gar nicht mehr nach mit den Warnungen an Zivilflugzeuge, auf ein eben geortetes unbekanntes Flugobjekt auf dieser oder jener Seite zu achten“. Speziell seit Streiks im Flugwesen die Zahl der zivilen Luftbewegungen mindert, scheinen sich die Anflüge der US-Jäger auf die wenigen aufgestiegenen Maschinen zu konzentrieren.

Als ob es keinerlei Luft-Regiment gebe, nehmen sich Amerikas Jagdflieger derzeit alle Freiheiten heraus: das Transportministerium, zuständig auch für die Sicherheit in der Luft, „ist derzeit mit der Fließbandproduktion herunterspielender Comuniques beschäftigt“ (APPL) - kann aber „auch nur Mußmaßungen darüber anstellen, was die da derzeit üben“, so ein Ministeriumssprecher, „vermutlich proben die neue Methoden zum Abfangen entführter Linienflugzeuge“. Warum sie das ohne Warnung und ohne Flugerlaubnis ungeniert über italienischen Territorium tun „mein Gott, die sind halt jetzt gerade mit ihrer 6. Flotte in der Gegend“.

Immerhin hat sich nun auch Verteidigungsminister Zanone aufgerafft und in aller Bescheidenheit beim US-Kollegen Frank Carlucci angefragt, was man denn da vorhabe und wielange man noch Italien zu überschwirren gedenke. Trockene Antwort zunächst: Solange man es für nötig halte; doch dann, das Präsidenten-Ablösungsspektakel soll schließlich nicht gestört werden, kam „die erlösende Nachricht“: die Leitung der 6. Flotte hat nun „alle Sonderflüge eingestellt“.

Pilotenvereinigungen und Fluglotsen haben angekündigt, daß sie künftig bei Annäherung unbekannter Flugzeuge „ohne Zaudern militärischen Schutz anfordern“ werden - „was Gott verhüten möge“, so in realistischer Einschätzung der Sprecher des Transportministeriums, „die geben denen die Begleiter am Ende auch noch mit und unsere Haudegen kloppen sich am Ende wirklich mit den Yankees“. Auszuschließen ist es nicht. Denn seit vor neun Jahren ein Nato-Flugzeug versehentlich eine italienische Linienmaschine abgeschossen hat, reagieren auch die Vaterlandsverteidiger allergisch auf gewagte Manöver - zumindest die der Nichtitaliener.

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