US-Truppen in Europa: Eine Warnung an Trump
Polens Staatschef Andrzej Duda wirbt im Weißen Haus um US-Soldaten. Trump schade mit solchen Plänen der Nato und den USA, warnen dessen Parteifreunde.
D er Besuch von Polens Präsident Andrzej Duda bei US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus sei ein Treffen von Politikern in Not, kommentiert sehr treffend die polnische Zeitung Gazeta Wyborcza. Beide müssen sich demnächst den WählerInnen ihrer Länder stellen – und um den Sieg bangen.
Polens Regierung möchte sich als guter Partner der USA in der Abwehr des Putin’schen Machtstrebens präsentieren, Trump gewährt Duda die Ehre, als erster ausländischer Staatschef seit Ausbruch der Coronapandemie im Weißen Haus empfangen zu werden.
Polen möchte sich vor allem positiv vom Nachbarland Deutschland absetzen, das in Trumps Augen seine Nato-Pflichten undankbar vernachlässige, sich aber von US-Truppen beschützen lasse.
Deshalb will Trump Deutschland mit einem teilweisen Truppenabzug bestrafen. Außer der verbalen Androhung ist bisher nichts Genaues über diesen Schritt bekannt. Aber wie bei vielen Bauchentscheidungen des US-Präsidenten in der letzten Zeit bekommt Trump Gegenwind aus dem eigenen Lager: Sechs republikanische Abgeordnete des Auswärtigen Ausschusses im Repräsentantenhaus haben Trump in einem Brief gewarnt, dass ein größerer Truppenabzug aus Deutschland die nationale Sicherheit der USA gefährde. Putin werde zu Recht an der Einigkeit und der Abwehrbereitschaft der Nato zweifeln, wenn Trump versuche, Nato-Verbündete gegeneinander auszuspielen.
Trump sollte diese Warnung ernst nehmen. Die von ihm losgetretene Debatte über US-Truppen in Europa ist ein weiteres Glied in einer Kette von undurchdachten außenpolitischen Schritten des Präsidenten. Regelmäßig sorgen sie selbst in seinem inneren Beraterkreis für Kopfschütteln und hektische Bemühungen um Schadensbegrenzung – sein früherer Sicherheitsberater John Bolton hat dies gerade in seinem Buch belegt. Da ist es auch nur folgerichtig, dass Angela Merkel ihre Zeit nicht mit einem transatlantischen Trip zu dem von Trump anberaumten G7-Gipfel in Washington verschwenden will.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Eine Chauffeurin erzählt
„Du überholst mich nicht“
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“