: US-Rodler in Thüringen von Skinheads verprügelt
■ Es begann mit rassistischer Anmache
Oberhof (dpa) – Sportler der amerikanischen Rodlerauswahl, die sich im Training im thüringischen Oberhof befanden, sind in der Nacht von Freitag zu Samstag bei einer Disko-Veranstaltung von Skinheads provoziert und angegriffen worden. Als Athleten nach der Belästigung durch zwei kahlgeschorene Jugendliche das Restaurant „Kurparkklause“ verlassen wollten, versuchten zirka 15 aus Suhl angereiste Skinheads, den früheren Junioren- Weltmeister Robert Pipkins tätlich anzugreifen. Dessen Mannschaftskamerad Duncan Kennedy, der Weltcupdritte dieses Jahres, stellte sich schützend vor seinen farbigen Team-Kameraden und wurde daraufhin von den pöbelnden Jugendlichen, die faschistische Parolen riefen und zuvor bereits Einheimische verprügelt hatten, zusammengeschlagen. Der Mannschaftsarzt mußte Blutergüsse am Körper und im Gesicht behandeln. Fünf tatverdächtige Personen im Alter von 16 bis 18 Jahren wurden vorläufig festgenommen. Die Staatsanwaltschaft Meiningen beantragte jedoch keine Haftbefehle, so daß die Beschuldigten entlassen wurden, außer einem 19jährigen, gegen den ein Haftbefehl in anderer Sache vorlag.
Oberhofs Bürgermeister Hartmut Göbel entschuldigte sich schon Samstag früh bei den US-Rodlern. Beim gemeinsamen Frühstück mit Kennedy und dem Trainer versicherte er, daß dieser Vorfall in Oberhof einmalig bleiben werde. Daraufhin verzichteten die US-Rodler auf die sofortige Abreise, die ihnen ihre Botschaft nahegelegt hatte und führten die Olympiaausscheidung der Damen zu Ende, ehe sie nach Österreich weiterreisten.
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