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US-Post unkontrolliert im Unglücks-Jumbo

■ Illustrierte 'Bunte‘ berichtet aus vertraulichem Ermittlungsbericht der Frankfurter Staatsanwaltschaft / Sicherheitskontrolle von 27 Kilo Militärpost hat nicht stattgefunden

München/Frankfurt (dpa) - Der am 21. Dezember über Schottland abgestürzte PanAm-Jumbo London-New York soll nach einem Bericht der Illustrierten 'Bunte‘ Post- und Wertsendungen geladen haben, deren Inhalt vor dem Abflug der Zubringer-Maschine in Frankfurt nicht kontrolliert wurde. Das ergibt sich laut 'Bunte‘ aus dem vertraulichen Ermittlungsbericht der Frankfurter Staatsanwaltschaft. (Az: 50 JS 42 401/88)

Wie die Illustrierte berichtete, handelte es sich um vier Beutel US-Militärpost mit zehn Kilogramm Gesamtgewicht und um einen 17 Kilogramm schweren Dokumentencontainer der US -Bank „Manufactures Hanover Trust“. Eine Sicherheitskontrolle der Militärpost sei nicht erfolgt, „da sie sich ständig unter Aufsicht von US-Militärangehörigen befindet“, habe die Staatsanwaltschaft festgestellt. Bei den Bankdokumenten habe es sich nach Aussage einer Mitarbeiterin der Versandstelle „ausschließlich um Schecks und Weihnachtsgrußkarten“ gehandelt, schreibt das Blatt.

Die Frankfurter Staatsanwaltschaft bestätigte am Montag auf Anfrage die Existenz eines solchen Ermittlungsberichtes. Auch stimme es, daß die Militärpost offenbar vor dem Abflug nicht kontrolliert worden sei. „Welche Schlüsse aus diesen Erkenntnissen zu ziehen sind, darüber lehnen wir öffentliche Stellungnahmen ab“, betonte Behördensprecher Hubert Harth auf Anfrage. Der Ermittlungsbericht sei allerdings nur eine von vielen Spuren. Verärgert zeigte sich Harth über die Veröffentlichung der vertraulichen Informationen. „So etwas macht die Suche nach den Tätern nicht gerade leichter“, klagte der Staatsanwalt.

Wie die 'Bunte‘ aus Kreisen der Sicherheitsbehörden erfahren haben will, konnte ein wenige Wochen zuvor geplantes Attentat auf eine Maschine der spanischen Fluggesellschaft Iberia von Madrid nach Tel Aviv durch das Bundeskriminalamt vereitelt werden. Das BKA verhaftete im Herbst drei führende PFLP-Mitglieder, die angeblich den Anschlag von der Bundesrepublik aus vorbereitet hatten.

Keine „heiße Spur“

Nach wie vor liegen keine konkreten Anhaltspunkte dafür vor, daß der für den Absturz des PanAm-Jumbo verantwortliche Sprengstoff bereits in Frankfurt an Bord einer Zubringermaschine nach London geschmuggelt worden ist. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft wies am Montag mögliche Verbindungen zwischen dem Waffenfund in einer Frankfurter Wohnung im Herbst 1988 und der Bombenexplosion über Schottland weiterhin in den „Bereich der Spekulationen“. Allerdings, so betonte ein Sprecher, bezögen die Ermittler alle Überlegungen - also auch diese - in ihre Arbeit ein. Der Sprecher: „Aber eine heiße Spur haben wir noch nicht.“ Ein Problem sei insbesondere, daß man noch keine genaue Erkenntnis über die Art des Sprengstoffs und seinen Transport habe.

Kopfschütteln lösten Berichte englischer Zeitungsreporter im hessischen Innenministerium aus, wonach die Sicherheitskontrollen auf dem Frankfurter Flughafen unzureichend seien. „Alles was an Vorwürfen herumgeistert, bewegt sich auf der Basis von Spekulationen“, betonte Ministeriumssprecher Thomas Pier. Er bestätigte allerdings, daß die Sicherheitskontrollen nach Bekanntwerden der Bombendrohung auf Rhein-Main verstärkt worden seien. Die Sicherheitskräfte hätten mehr Stichproben gemacht und mehr Passagiere überprüft als üblich. Grundsätzlich aber sei die Bombenexplosion nicht Anlaß für schärfere Kontrollen gewesen.

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