US-Kartellurteil gegen Google: Offiziell Monopolist
Es ist nun gerichtsfest: Google hat über Jahre systematisch Monopolbildung betrieben. Jetzt ist ein langer Atem von Justiz und Politik gefragt.
D ie Suche im Internet muss schnell gehen, effizient sein, unkompliziert – und vor allem treffsicher. Dass die Suchwünsche erfüllt werden, das verspricht und hält die Suchmaschine Google par excellence. Kein Wunder also, dass die meisten Nutzer:innen genau dieses Tool für ihre Recherchen nutzen. Aber: Wer sucht, hat mitnichten die Auswahl, wer bei der Suche hilft. Google hat über Jahre Milliarden bezahlt an Gerätehersteller, damit sie Google als Suchmaschine voreinstellen – und sich somit eine Monopolstellung erkauft, enorme Gewinne bei der Preisbestimmung für Werbung eingefahren, dafür gesorgt, dass weder Nutzer:innen noch Konkurrenzfirmen an dem Tech-Giganten vorbeikommen.
Damit soll nun Schluss sein. Jahrelang versuchten US-Behörden, Google in die Knie zu zwingen. Ein Bundesgericht in Washington, D.C. bescheinigte dem Konzern nun, mit der Suchmaschine illegal eine Monopolbildung betrieben zu haben – ein klarer Verstoß gegen das Kartellrecht. Schon ist die Rede von einem „historischen Sieg“ für Verbraucher:innen, von der Rettung des Internets und dessen besserer Zukunft.
Der Prozess ist unbenommen einer der wichtigsten Kartellverfahren der vergangenen Jahrzehnte, und er entlarvt Machenschaften, denen Regulierungsbehörden und politische Entscheider:innen nicht entgegengewirkt haben. Zugleich zeigt sich die Machtlosigkeit gegenüber einem entfesselten Tech-Markt, der ein Eigenleben entwickelt hat mit klaren, aber ungeschriebenen Regeln und eindeutigen Gewinnern.
Apple und Mozilla profitierten von den Zahlungen. Einen Deal gab es auch mit Reddit – ohne den wäre ein Börsengang des sozialen Netzwerks wohl nicht möglich gewesen. Schon jetzt befürchten Analyst:innen, dass die fehlenden Einnahmen schmerzhaft werden. Die gegenseitigen Abhängigkeiten dauerhaft aufzulösen und echten Wettbewerb zu ermöglichen im Sinne der Verbraucher:innen, braucht einen langen Atem – in der Politik wie in der Justiz. Ohnehin ist unklar, mit welchen Folgen Google rechnen muss. Kommt es lediglich zu einer Strafzahlung, bleibt die Geschäftsstrategie wohl dieselbe.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Aufregung um Star des FC Liverpool
Ene, mene, Ökumene
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel