■ US-Außenministerin Albright tourt wieder durch Afrika: Verlegenheitsreise
Afrika ist für die USA kein glückliches Pflaster. Nach dem Prinzip „Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser“ verließen sich die Vereinigten Staaten in den letzten Jahren regelmäßig auf ihre guten persönlichen Beziehungen zu einzelnen Führern, überschütteten sie mit Nettigkeiten und wunderten sich dann, wenn die so beglückten Politiker trotzdem ihre eigenen Interessen verfolgten und nicht die Amerikas. Meles Zenawi in Äthiopien, Yoweri Museveni in Uganda, Paul Kagame in Ruanda, Laurent Kabila im Kongo, Eduardo dos Santos in Angola, Robert Mugabe in Simbabwe: Dies war die Liste von Albrights Gastgebern bei ihrer letzten Afrika-Tournee Ende 1997, als sie lauter Freunde besuchte, und ist zugleich die Liste der Länder, in denen diese US-Afrikapolitik seitdem spektakulär gescheitert ist.
Spätestens im Sommer 1998, als die US-Botschaften in Kenia und Tansania durch Autobomben in die Luft gesprengt wurden, die US-Luftwaffe im Gegenzug Angriffe auf Sudan flog und sich auch noch die ganzen neuen „US-Freunde“ in diversen Kriegen verzettelten, war es mit der neuen amerikanischen Unschuld auf dem afrikanischen Kontinent schon wieder vorbei. Albrights Besuchsprogramm in dieser Woche ist nun ausgesprochen bescheiden. Die Reiseziele Guinea, Sierra Leone, Mali, Nigeria sowie Kenia und Tansania liegen weit entfernt von den Gegenden, in denen die USA sonst vehement ihre Interessen vertreten. Sicher ist es löblich, in Sierra Leone den Friedensprozess zu fördern, in Nigeria die Demokratie zu begutachten und in Tansania um Julius Nyerere zu trauern. Dabei werden keine Einflusszonen inspiziert. Das ist gut so.
Aus Fehlern kann man ja klug werden. Dies gilt auch für die USA, die sich Mitte der 90er Jahre ganz pragmatisch lauter ehemaligen Kommunisten in Afrika zuwandten. Früher hatten die treuesten US-Freunde auf dem Kontinent Mobutu und Botha geheißen. Es gibt derzeit Anzeichen dafür, dass sich Washington der realen Probleme Afrikas durchaus bewusst ist.
Dass die USA die Übernahme ganzer afrikanischer Wirtschaftszweige, vor allem des Bergbausektors, durch Mafiagruppen und die organisierte Kriminalität mit Sorge beobachten, wie Albright in Sierra Leone sagte, ist immerhin besser, als es nicht zu merken. Wenn den Worten jetzt sogar noch Taten folgten, hätten die USA möglicherweise ganz plötzlich eine Afrikapolitik, die diesen Namen tatsächlich verdient. Dominic Johnson
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