: UP - bedroht von Terror und Spaltung
■ Kolumbiens linke Partei Union Patriotica tritt trotz der massiven Bedrohung durch rechte Todesschwadronen zur Wahl an
Inmitten einer heftigen Terrorkampagne gegen ihre Mitglieder und von internen Flügelkämpfen gekennzeichnet, tritt die linke Partei Union Patriotica zum dritten Mal zu den nationalen Parlaments- und Kommunalwahlen an. Ob sie jedoch angesichts des Terrors ihr bislang bestes Wahlergebnis vier Prozent bei den Wahlen 1986 - übertreffen kann, ist ungewiß. Der Urnengang selbst ist für die UP-PolitikerInnen eine Gratwanderung zwischen Leben und Tod: In fünf Jahren wurden bislang über 1.000 Mitglieder der UP von Todesschwadronen ermordet. Die Gewaltanschläge haben gerade in den Regionen zugenommen, in denen die UP gute Aussichten auf Bürgermeister- und Stadtratssitze hat: Allein in den ersten beiden Monaten des Jahres wurden 72 Parteimitglieder ermordet.
Gegründet wurde die UP 1985, als die kommunistische Guerilla Farc im Zuge von Friedensverhandlungen mit der Regierung die Möglichkeit wahrnahm, legale Parteiarbeit auszuprobieren. Der Waffenstillstand wurde jedoch schnell brüchig und die Farc zog sich aus der UP zurück. Nicht so die mit den Guerilleros verbündete Kommunistische Partei: Sie trat nicht mehr als KP zu den Wahlen an, sondern stellte die führenden Persönlichkeiten der UP. In den letzten zwei Jahren setzen sich jedoch die reformistischen Kräfte der UP gegenüber den orthodoxen Kommunisten durch. In der Auffassung, daß eine Politik der „Kombination aller Formen des Kampfes“ von der Parteiarbeit bis zum Guerillakrieg legtim sei, waren sich Farc und KP/UP trotz aller Differenzen lange Zeit einig. In vielen ländlichen Regionen Kolumbiens waren die Grenzen zwischen den Guerilleros der Farc, den alten kommunistischen Kadern und den Reformkräften der Unioon Patriotica tatsächlich fließend. Die linke Doktrin der „Kombination aller Formen des Kampfes“ diente jedoch den rechtsextremen Kräften Kolumbiens zur Rechtfertigung ihrer Terroranschläge auf die UP -PolitikerInnen. Nachdem zahlreiche UP-Mitglieder dem „schmutzigen Krieg“, den die Rechte seit Jahren gegen die Linke führt, zum Opfer fielen, distanzierten sich die Führer der Union Patriotica, Cuellar und Jaramillo, immer deutlicher vom bewaffneten Kampf. Zwar ist ihre Partei im Wahlkampf auf die Infrastruktur der Kommunistischen Partei und der Farc angewiesen. Für die Zeit nach den Wahlen aber scheint der Bruch schon vorprogrammiert.
ck
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