UNVERBREMT: Arm und glücklich
■ Bremer Haushaltsloch schafft Platz für Biotope
Gleich hinter dem Ostertorsteinweg buddeln sich Maulwürfe unter Gemüsebeeten durch, zwitschern Vögel in den Kirschbäumen und flattern Fledermäuse um Platanen. Ihr kleines Biotop mitten zwischen Weserstadion und Dom verdanken wir auch der Bremer Pleite. Als dem einst stinkend reichen Stadtstaat an der Unterweser gegen Mitte der 70er Jahre das Geld ausging, da mußte so manches Beton-Projekt, daß in Stuttgart, Köln oder Frankfurt noch lässig und auf Stelzen mitten durch die Innenstadt geholzt wurde, in Bremen wieder gestrichen werden.
Und nicht nur die Stadtautobahn versank im Haushaltsloch. Auch ein ansehnlicher Teil der Bremer Jugend wurde vor der beamtenarschigen Karriere von der Schulbank über das Lehrerpult direkt in die Pension bewahrt. Als flotte ABM –Akademiker halten sie seit Jahren sich und die Stadt bei Laune. Was wäre schon eine großkotzige teure Oper gegen den Spaß bei Weserlust und Schlachthof-Punk.
In bundesdeutschen Metropolen gibt es viel Geld und wenig Leben. Bremen ist eine arme Stadt. Ein Glück!
Dirk Asendorpf
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