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UNO warnt Bagdad

■ Weltsicherheitsrat droht mit „ernsten Konsequenzen“, wenn Irak Massenvernichtungsmittel nicht sofort zerstört

Manama / New York (dpa/afp) Der UNO-Sicherheitsrat hat den Irak vor „ernsthaften Konsequenzen“ gewarnt, wenn sich die Regierung in Bagdad weiterhin weigern sollte, den Auflagen des Waffenstillstands vom vergangenen Jahr nachzukommen und bei der Zerstörung seiner Massenvernichtungsmittel mit der UNO zusammenzuarbeiten.

Am Freitag war die Frist abgelaufen, nach der mit der Vernichtung der Waffen begonnen werden sollte. Kurz vor Ablauf des Ultimatums hatte sich die Bagdader Regierung schriftlich geweigert, ihre Raketenfabriken zu zerstören, und deren Umwandlung zu zivilen Zwecken angeboten. Darauf drohte der Sicherheitsrat Bagdad am Abend einstimmig und scharf mit „ernsthaften Konsequenzen“ wegen Nichterfüllung der UNO-Resolution 687.

In dieser Resolution hatte sich der Irak vor einem Jahr zur Offenlegung und Vernichtung seiner Massenvernichtungswaffen, Trägerraketen und der zu ihrer Fertigung bestimmten Rüstungsanlagen bereit erklärt. Auf die Frage nach einer möglichen neuen Militäraktion gegen den Irak erklärte der Präsident des Sicherheitsrats, der amerikanische UNO- Botschafter Thomas Pickering, daß „keine Option einbezogen oder ausgeschlossen“ worden sei. Auch der britische Außenminister Douglas Hurd schloß am Sonntag eine erneute Militärintervention gegen den Irak nicht aus. Zwar sei der Zeitpunkt für eine militärische Aktion noch nicht gekommen, meinte Hurd in einem Interview im britischen Fernsehen, doch der Irak müsse den UN-Forderungen nachkommen.

Der Sicherheitsrat verlangte, der Irak solle „ohne weiteren Verzug“ eine Delegation nach New York schicken, um seine Position zu erläutern. In einer ersten Reaktion nannte das irakische Außenministerium die Verurteilung „ungerecht, überstürzt und von den USA inspiriert“. Das mit der Zerstörung der Raketenfabriken beauftragte UNO-Inspektorenteam war am Samstag, nach achttägigem Aufenthalt in Bagdad, unverrichteter Dinge nach Bahrein zurückgekehrt. Der Sicherheitsrat kündigte an, er werde sich bis zum 9. März erneut mit dem Problem befassen.

Die 'New York Times‘ schrieb am Sonntag, französische und britische Diplomaten erörterten die Möglichkeit einer politischen „neuen Front“ gegen den irakischen Staatschef Saddam Hussein. Gedacht sei an die Entsendung eines Sonderbeauftragten, der dem Sicherheitsrat über die Behandlung der Kurden und der Schiiten im Irak berichten solle, schrieb das Blatt. Ziel der Maßnahme soll dem Bericht zufolge sein, die von Saddam Hussein betriebene wirtschaftliche Blockade der im Norden Iraks isolierten Kurden zu brechen und die Opposition gegen das Regime zusammenzuschweißen.

GUS-Atomiker im Irak

Dresden (ap) — Nach Informationen der Dresdener 'Morgenpost am Sonntag‘ wirbt der Irak Atomwissenschaftler aus der ehemaligen UdSSR an. Zwei russische Experten hatten erklärt, sie hätten einen Fünfjahresvertrag erhalten, der mit monatlich 10.000 US-Dollar dotiert sei. Ihren Angaben zufolge arbeiteten im Irak bereits rund 50 ehemalige UdSSR-Experten.

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