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UNO läßt „Schwerter zu Pflugscharen“ schmieden

Dortmund (taz) — Mehr als 200 Experten aus knapp 40 Ländern diskutieren seit gestern in Dortmund über die Möglichkeiten der Rüstungskonversion. Organisiert wird die viertägige Veranstaltung von den Vereinten Nationen — UNCSTD (United Nations Centre for Science and Technology for Development) — und dem nordrhein-westfälischen Wissenschaftsministerium. Nach den Worten von Lutz Amand Bähr, dem Leiter des UN-Wissenschaftszentrums, werden derzeit pro Jahr weltweit rund eine Billion Dollar in die Militärmaschinerie gesteckt. Etwa 200 Milliarden Dollar verschlingen Militärausgaben allein in den Dritte-Welt-Ländern. Michael Renner, leitender Wissenschaftler des Waschingtoner „Worldwatch Institute“, bezifferte die Forschungsausgaben für den Rüstungsbereich auf circa 100 Milliarden Dollar jährlich. Die Zahlenangaben seien wegen der vielen versteckten Titel zwar „sehr grob“, aber von der Größenordnung her doch realistisch.

Angesichts dieser Zahlen trifft das Motto der Konferenz: „Konversion — Chance für Entwicklung und Umwelt“ wohl den Kern. In Dortmund sollen über das „Wie“ einer möglichen Umkehr in zahlreichen Arbeitsgruppen und Foren diskutiert werden. Die lokalen Friedensinitiativen befürchten, daß bei der Tagung die Frage nach dem politischen Willen zur Abrüstung und Konversion zu kurz kommt und die Rüstungskonversion lediglich als technisches Problem gesehen wird. Mit einer eigenen Veranstaltung wollen die Friedensinitiativen, die zudem darüber klagen, daß die Expertendiskussionen hinter verschlossenen Türen stattfinden, der rein technischen Betrachtung etwas entgegen setzen.

Eine ganz praktische Konsequenz wird die Konferenz in NRW auf jeden Fall haben. Ministerpräsident Johannes Rau, Schirmherr der Tagung, kündigte an, daß das Land unmittelbar nach der Konferenz einen interdisziplinären „Hochschullehrer-Arbeitskreis Konversion“ gründen werde. Die Veranstalter gaben sich bei der Eröffnung zuversichtlich, daß im Verlauf der Konferenz Pilotprojekte zur Konversion zwischen verschiedenen Ländern auf den Weg gebracht werden. J.S.

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