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■ UNO-Resolution verurteilt Vergewaltigungen in BosnienVerbrechen gegen die Menschlichkeit

Es fällt den überlebenden muslimischen und kroatischen Frauen unsagbar schwer, über die Vergewaltigungen zu sprechen, die die Serben systematisch als Waffe gegen sie einsetzen. Und jeder Frau fällt es schwer, diese Berichte unendlicher Grausamkeit, die die gequälten Frauen herauswürgen, anzuhören. Denn auf der ganzen Welt gibt es für Frauen keinen Schutz davor, vergewaltigt zu werden.

Deshalb sind es zuallererst Frauen, die aus all den Horrorszenarien von Massakern, Folterungen, Vertreibung, Flucht und aus den Meldungen über Konzentrationslager im serbisch besetzten Bosnien als erste die furchtbare Wahrheit herausgehört und auf den Vernichtungskrieg gegen Frauen aufmerksam gemacht haben. Vergewaltigung gehört zum Krieg wie die Männer, die ihn führen. Die patriarchale muslimische Gemeinschaft hält – sofern sie den Völkermord in Bosnien überdauern sollte – für die vergewaltigten Frauen und Mädchen aber weitere Qual bereit. Nachdem die Tschetniks ihre Körper und ihre Seelen zu zerstören versucht oder tatsächlich zerstört haben, droht ihnen in der „eigenen“ Gesellschaft auch noch der soziale Tod. Eine kaputte Tasse – so sagten auch deutsche Männer über ihre vergewaltigten Frauen nach dem Zweiten Weltkrieg – eine kaputte Tasse nimmt mann nicht mehr.

Doch es sind nicht nur die Schänder, die im ehemaligen Jugoslawien den Krieg gegen die Frauen führen wie auch die bornierten Patriarchen, die ihnen dabei helfen. Auch die UNO und selbst humanitäre Organisationen behandelten diesen anderen Krieg lange Zeit, als gäbe es ihn nicht. Seit mindestens einem halben Jahr liegen glaubwürdige Berichte über Vergewaltigungen als Mittel der sogenannten „ethnischen Säuberungen“ und über Vergewaltigungslager vor. Inzwischen sind auch Anzahl und Orte dieser Vergewaltigungslager bekannt, ohne daß beispielsweise das Rote Kreuz sich bemüht hätte, dorthin zu gelangen. Dabei zählt jeder Tag. Die Serben halten vergewaltigte Frauen fest, bis sie die unter dieser Folter entstandene Schwangerschaft nicht mehr abbrechen können – und vergewaltigen weiter.

Viel zu spät zeichnet sich jetzt eine Hoffnung ab. Erstmals in einer Resolution der UNO-Menschenrechtskommission gegen den Völkermord in Bosnien sollen die Massenvergewaltigungen verurteilt werden. Doch eine Wende im Krieg gegen die Frauen ist das noch nicht. Denn Vergewaltigungen und andere Sexualverbrechen sind bis heute in den menschenrechtsrelevanten Konventionen der UNO nicht ausdrücklich als Verbrechen definiert. Vergewaltigung aber muß endlich als Verbrechen gegen die Menschlichkeit gesehen und geahndet werden. Wird es ein Tribunal zur Untersuchung von Kriegsverbrechen geben, dann müssen auch alle Vergewaltiger vor Gericht gestellt werden. Bettina Markmeyer

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