■ UN-Tribunal erkennt Befehlsnotstand: Strafe für kroatischen Kriegsverbrecher halbiert
Den Haag (AP) – Der bosnische Kroate Drazen Erdemović ist in einem zweiten Prozeß vor dem internationalen Kriegsverbrechertribunal in Den Haag gestern zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Die drei Richter blieben damit unter der Forderung des Staatsanwaltes und sogar der Verteidiger, die jeweils sieben Jahre beantragt hatten. Die Vorsitzende Richterin Florence Mumba erklärte, das Gericht habe berücksichtigt, daß Erdemović vermutlich selbst erschossen worden wäre, hätte er sich den Befehlen verweigert.
Als mildernde Umstände habe ihm das Gericht auch sein Alter, seinen Charakter und seine offenkundige Reue nach der Tat gewertet. Der 26jährige solle eine Chance für ein neues Leben erhalten. Erdemović wurde im Mai 1996 nach einem Schuldbekenntnis wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit zu zehn Jahren verurteilt, weil er nach eigenen Angaben etwa 70 unbewaffnete Muslime in der Nähe von Srebrenica nach dem Fall der Stadt an die Serben im Juli 1995 getötet hatte. Das Tribunal entschied im Herbst, daß Erdemović über die juristischen Konsequenzen seines Geständnisses nicht richtig aufgeklärt worden sei, und gestattete ein zweites Verfahren, in dem er sich der Kriegsverbrechen schuldig bekennt. Die zwei Jahre in der Untersuchungshaft werden angerechnet, daher muß der Kroate nur noch drei Jahre absitzen.
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