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UN-Konferenz zu QuecksilberGegen Menschen als Endlager

Eine UN-Konferenz in Stockholm will die Verbreitung von giftigem Schwermetall begrenzen. Skandinavien gilt dabei als Vorreiter.

Traditioneller Hort von Quecksilbert: Das Fieberthermometer. Bild: dpa

STOCKHOLM taz | "Nicht nur die Vulkanasche bewegt sich frei mit dem Wind und kennt keine Landesgrenzen", schreiben die skandinavischen UmweltministerInnen in einer am Samstag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung: "Genauso ist es mit dem Quecksilber." Über eines der gefährlichsten Gifte für Mensch und Umwelt hat am Montag in Stockholm eine fünftägige Konferenz begonnen. Unter der Regie des UN-Umweltprogramms Unep soll sie einen Verhandlungsprozess einleiten, an deren Ende bis 2013 die Unterzeichnung eines globalen Quecksilberabkommen stehen soll.

Verpflichtend und ambitioniert soll es werden, hofft der Gastgeber, der nordische Ministerrat. Skandinavien ist bei der Verminderung der Quecksilberanwendung schon lange Vorbild. So wurde im vergangenen Jahr in Schweden die Verwendung von Zahnamalgam vollständig verboten; für Kinder und Jugendliche war es schon seit 1995 tabu. Amalgam setzt Quecksilberdämpfe frei, die den Mutterkuchen und die Blut-Hirn-Schranke durchdringen können. Dadurch kann das zentrale Nervensystem geschädigt und das Lernvermögen verringert werden.

Wesentlich umfassender ist die Quecksilberanwendung in der Industrie, wo Quecksilber etwa als Katalysator verwendet wird. Die skandinavischen Länder haben hier Übergangsfristen beschlossen mit dem Ziel, dass ab 2015 kein Quecksilber mehr in die Umwelt gelangt. "Das ist alles, was wir auf nationalem Niveau tun können", sagt der schwedische Umweltminister Andreas Carlgren. Schon jetzt stamme der größte Teil des Quecksilbers, der auf skandinavischen Boden niedergeht, von außerhalb. Auch Kohlekraftwerke setzen das giftige Schwermetall frei.

Im Boden, im Wasser und in Sedimenten wandelt sich organisches Quecksilber zu Methylquecksilber um und reichert sich in Fischen an. Studien zeigen bei den BewohnerInnen der Arktis aufgrund ihrer Ernährungsgewohnheiten wesentlich höhere Quecksilberwerte als bei EinwohnerInnen Mitteleuropas.

Die Konferenz in Stockholm, an der VertreterInnen von Politik, Wissenschaft und Umweltverbänden teilnehmen werden, will eine Prioritätenliste der Dringlichkeit des Ersatzes von Quecksilber durch Alternativstoffe aufstellen.

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