"Two and a Half Men" ohne Charlie Sheen: Ein selbstherrlicher Sitcom-Flegel
Das Filmstudio Warner Bros. hat sich von einem der Hauptdarsteller der US-Serie "Two and a Half Men" getrennt. Charlie Sheen hatte es darauf angelegt.
BERLIN taz | Die "dämlichen Hemden" seiner Figur Charlie Harper wird Charlie Sheen nach eigenem Bekunden nicht vermissen - die zwei Millionen Dollar, die er als bestbezahlter US-TV-Darsteller pro Folge von "Two and a Half Men" verdiente, dagegen schon. Und so hatte der 45-Jährige, schon bevor ihm das Filmstudio Warner Bros. am Montag endgültig kündigte, gedroht, seine ausstehende Gage aus der achten, zunächst abgebrochenen Staffel der CBS-Sitcom einzuklagen.
Sheen hatte seinen Produzenten Chuck Lorre eine "verseuchte kleine Made" genannt, der er "nichts als Schmerz" wünsche - eine Steilvorlage für die Kündigung wegen "selbstzerstörerischen, gefährlichen Verhaltens" und der Höhe- und Tiefpunkt in einer langen Reihe von selbstherrlichen Ausfällen Sheens, die knapp 1,5 Millionen Fans haben - zumindest folgen ihm so viele Menschen bei Twitter.
"Sehr krank" ist Sheen für Warner Bros. - sehr unterhaltsam für alle, die nicht mit ihm arbeiten müssen. Oder zusammenleben: Kurz nachdem er Ende Oktober ein Hotelzimmer zerlegt hatte - offenbar unter Drogeneinfluss, reichte Sheen die Scheidung von seiner dritten Frau ein, die ihre zweijährigen Zwillingssöhne vor ihm in Sicherheit brachte. Derzeit lebt der Sohn des Hollywoodstars Martin Sheen in einer WG mit seinen "Göttinnen" - zwei 24-jährigen Blondinen.
In den letzten Tagen hat Sheen also endgültig bewiesen, dass er und seine Figur aus "Two and a Half Men", ein leichtlebiger Werbekomponist, trotz Differenzen in der Hawaiihemdenfrage, mehr gemeinsam haben als den Vornamen: Sie leiden am Peter-Pan-Syndrom - und ihr Umfeld leidet darunter.
In der Serie löst sich der Frust immer wieder in Gelächter auf, im Leben hat er sich aufgestaut - es wirkt, als wundere sich Sheen darüber, dass er Sympathien verspielt, obwohl er sich privat genauso verhält wie in der Rolle. Dass gerade das das Problem ist, scheint er nicht zu begreifen.
Charlie Sheens Karriere lief nicht immer so gut wie zuletzt - im Grunde war nicht damit zu rechnen, dass er sich von den vielen Flops nach Kinoerfolgen wie "Platoon", "Wall Street" und "Hot Shots!" erholen würde. Hat er wohl auch nicht. Nur anders als ursprünglich gedacht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn