Twitter und Facebook in Suchmaschinen: Die Wand in Richtung Web bröckelt
Bislang lassen sich Twitter- und Facebook-Infos nur teils bei Google und Co. finden. Microsofts Bing ändert das nun: Es indexiert auch Tweets. Facebooker können selbst entscheiden.
BERLIN taz | Populäre Web 2.0-Angebote wie Facebook oder Twitter hatten bislang eine Art Inselcharakter: Ihre Macher versuchten, die dort von den Nutzern eingestellten Inhalte aus dem restlichen Netz herauszuhalten, aus Geschäfts- wie Datenschutzgründen. So erhielt man bislang etwa nur über die hauseigene Suchseite "search.twitter.com" wirklich alle aktuellen Mitteilungen des Kurznachrichtendienstes, während bei Facebook diverse Infos erst dann zugänglich waren, wenn man mit einem Nutzer befreundet war. Aus Google & Co. wurden diese Infos sowieso herausgehalten, was sich mit einfachen technischen Maßnahmen realisieren ließ. Doch die Wand in Richtung Web bröckelt langsam. Während bei Google inzwischen immer mehr Tweets auftauchen, was vor allem aufgrund vieler Verlinkungen durch Nutzer stattfindet, will Microsofts Suchmaschine Bing nun damit beginnen, als erster großer Anbieter systematisch den 140-Zeichen-Output der Kommunikationsgemeinschaft zu erfassen. In einem ersten Schritt würden "ein paar Tausend Personen" mit besonders vielen Followern (Abonnenten) und besonders vielen Tweets (Nachrichten) in die Suche aufgenommen, hieß es von Microsoft-Manager Sean Suchter. Sie tauchen dann bei Bing auf, wenn etwa der Nutzername und der Begriff "Twitter" in der Suche verwendet werden. Um das Vorhaben zu realisieren, greift Bing auf Twitters freie Programmierschnittstelle zurück. Twitter selbst hat sich zu dem Vorgehen bislang nicht geäußert. Das könnte interessant werden, verbietet Twitter technisch bislang doch eigentlich den Suchmaschinen das Indexieren. Eine Datei, die den Robotern von Microsoft, Google, Yahoo und Co. das Durchforsten verbietet, ist jedenfalls gesetzt. Beim sozialen Netzwerk Facebook, das sich zunehmend am Nachrichtenstrom von Twitter zu orientieren scheint und eine Art multimediales Abbild der Lebensrealität seiner Nutzer ins Netz stellen möchte, gibt es unterdessen ebenfalls eine Öffnungsbewegung. Die Firma hat gerade ihre Privatsphäreneinstellungen überarbeitet und dabei vereinfacht. Zu den insgesamt fünf Möglichkeiten, die Nutzer wählen können, gehört auch "Zugriff für jeden". Ist diese aktiviert, darf jeder auf das gesamte Profil zugreifen, egal wer es ist. Damit dürfte es nicht mehr lange dauern, bis Google und Co. die Inhalte durchforsten; wann das der Fall sein wird, darüber äußert sich Facebook derzeit noch nicht. Wer lieber unser sich bleiben will, kann seine Daten auf "Freunde und Netzwerke", "Freunde von Freunden", "nur Freunde" und "selbstgewählt" beschränken - bei letzterem darf der Nutzer selbst bestimmen, wer genau was von ihm lesen kann.
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