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Turbo Man, in echt

■ Arnold Schwarzenegger kämpft gegen den Spielzeug-Overkill und überwindet die Weihnachtskrise

Weil Howard das Angebot Myrons ausschlägt, im Team auf die Suche nach dem letzten Turbo- Man, der Mega-Hit des aktuellen Weihnachtsgeschäfts, zu gehen, werden die beiden zu erbitterten Feinden. Immer wieder kommen sie sich in die Quere und wischen sich gegenseitig eins aus.

Dabei ist Myron kein schlechter Kerl, eher ein etwas abgerissen aussehender Briefträger. Wenn der Bomben schmeißt, dann mehr aus Versehen. Wie Howard hat Myron es vergessen, seinem Sohn rechtzeitig den Turbo Man fürs Fest zu kaufen. Der ist schon seit Thanksgiving ausverkauft. Das ist das Märchenhafte. Die Industrie kommt nicht nach, die Warenwünsche der Kleinsten zu befriedigen. Der Run auf den letzten Turbo- Man beginnt.

Das Genre des Weihnachtsfilms erzählt die Geschichte von verpaßten Gelegenheiten und zu kurz gekommenen Gefühlen. Alles steuert auf einen emphatischen Augenblick zu. Zu Weihnachten stehen die sozialen Beziehungen auf dem Prüfstand.

Howard Langston (Arnold Schwarzenegger) ist ein überanstrengter Geschäftsmann, der die Verleihung des violetten Karate- Gurtes an seinen Sohn Jamie versäumt hat. Howard muß ein Opfer bringen, ein großes Versprechen einlösen, einen echten Vertrauensbeweis liefern.

Die Jagd nach dem verlorenen Schatz der väterlichen Zuneigung führt durch eine Reihe von Alltagsabenteuern und skurrilen Slapstick-Nummern im Indiana- Jones-Tempo und droht, wie könnte es anders sein, zu scheitern. Kein Turbo Man nirgends. Das Kind ist unglücklich, die Ehefrau droht mit Scheidung, und ein überaus schmieriger Nebenbuhler schmückt schon den Weihnachtsbaum – die gewöhnliche Konstellation des Weihnachtsfilms also. Da kann kein reitender Bote helfen, Howard muß ihn selber machen, und so schwebt er als überlebensgroßer Turbo Man in die Arena ein.

Das hört sich ein wenig bizarr an und ist auch so gefilmt. „Versprochen ist versprochen“ ist ein überlanger Werbeclip, wie sie die Privatsender des Fernsehens an Wochenenden zeigen, wenn die Eltern einmal ausschlafen wollen und können. Die Kinderfilmindustrie kolonisiert also die Köpfe unserer Kleinsten, raunt der Kulturpessimist. Die sprechenden und kämpfenden Figuren als Wunschmaschinen.

Dabei ist alles nur eine etwas grell flirrende Lichterkette, der Rest ist die Geschichte von einem Familiennest, das wir uns gern behaglich vorstellen. Der Turbo Man als Prothese. Harry Nutt

„Versprochen ist versprochen“. Regie: Brian Levant. Mit Arnold Schwarzenegger, Sinbad, Phil Hartman, Rita Wilson und James Belushi.

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