■ McCash Flows Orakel: Tunnel–Aktie
Ab November offeriert die Euro–Tunnel Gesellschaft an den Börsen in Paris und London die Möglichkeit, Geld unter dem Ärmel–Kanal zu vergraben. Nach Schätzungen der rein privat finanzierten Gesellschaft wird das Jahrhundertprojekt der Verbindung zwischen England und Frankreich insgesamt 18 Milliarden Mark kosten. Davon sollen zwei Milliarden über den Verkauf von Aktien hereingeholt werden, der Rest von Banken.Die Aufnahme des Betriebs in den zwei Tunnelröhren, in denen Huckepack–Züge England und Frankreich auf eine halbe Stunde Fahrtzeit zusammenrücken lassen, ist für 1993 geplant. Für 1994 erwarten die Betreiber, die sich für 40 der Fracht–Transporte Chancen ausrechnen, Einnahmen von 520 Millionen Pfund. Dann soll den Aktionären auch die erste Dividende ausgezahlt werden, erwartet wird eine Rendite von 16–17 viel, wenn man bedenkt, daß die Anleger zuvor sieben Jahre lang in die Röhre gekuckt haben. Wie es um die zu erwartenden Kursgewinne der Tunnel–Aktien, deren Ausgabepreis noch nicht feststeht, bestellt ist, kann nur orakelt werden. Für eine 50 Kilometer lange Meeresunterführung gibt es keine Risiko–Vergleichszahlen, anhand derer das Risiko abgewägt werden könnte. Nimmt man die Einstürzenden Tunnel– Neubauten der Deutschen Bundesbahn als Maßstab, gilt es vor einem Investment unter der Nordsee allerdings schleunigst Reißaus zu nehmen. Um gegen die Beförderung zur See nicht nur zeitlich, sondern auch finanziell konkurrenzfähig zu sein, sollen die Preise für Autofahrer 5 20 Doch die werden, genauso wie die Luftfahrtlinien gegen die neue schnellere Bahn, ihrerseits den Preiskampf aufnehmen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen