Türkiyem: Aus der Traum!

■ Fußballpokal Türkiyemspor - FC Emmendingen 0:2 / Der zu Hertha BSC gewechselte Libero Norbert Liss hat ein Riesenloch hinterlassen / 4772 Zuschauer - nicht genug, um sich ein Finanzpolster anlegen zu können

Ob nun Ehrenspielführer Fritz Walter in diesem Jahr 500 Fernsehauftritte schafft oder nicht: Die Zeiten, in denen der nette Fleischer an der Ecke sich mit einem neuen Ball zur Weihnachtsfeier und zwei bis drei Stiefeln Pils nach dem Training zum Präsidenten eines Fußballclubs aufschwingen konnte, sind vorbei - zumindest wenn man den Erfolg sucht.

Und den sucht man wohl bei Türkiyemspor! Zumindest ist man in vier aufeinanderfolgenden Jahren in die nächsthöhere Klasse aufgestiegen und im fünftem Berliner Pokalsieger geworden. Will man allerdings einen Blick auf die nächste Sprosse der Erfolgsleiter werfen, braucht man bislang noch ein Fernglas, denn: In der 2.Bundesliga geht es um richtiges Geld (die neu erstarkte Hertha z.B., wendet in dieser Saison 3,9 Millionen Mark auf, um im bezahlten Fußball Anker zu werfen).

Deshalb hatten Trainer Bülent Gündogdu und sein Team auch aus pekunären Gründen der Auslosung zur bundesweiten Pokalrunde mit einer gewissen Spannung entgegengesehen. Eine Spitzenmannschaft der 1.Liga als Gegner hätte zwar das Weiterkommen bedenklich erschwert, andererseits aber für eine Einnahme gesorgt, die, zwischenzeitlich auf der Bank geparkt, in der nächsten Saison eine weitere Professionalisierung ermöglichen würde. Und wer wurde ausgelost: Ein FC Emmendingen!

Wollte man also, daß sich die Lostrommel noch einmal, mit hoffentlich lukrativerem Ausgang dreht, mußten die Emmendinger als Verlierer ins heimische Emmendingen zurück. Den Gästen aus Südbaden war aber trotz lautstarker Kulisse 4.772 Zusschauer waren ins Katzbachstadion gekommen - nicht nach Duldungsstarre zumute. Im Gegensatz zu den Gastgebern stand man in der Abwehr kompakt, überbrückte entschlossener das Mittelfeld und gewann dort auch fast alle Zweikämpfe. Wie z.B. in der 12.Minute, als Libero Bilek den Ball gegen Herrn Braun vertändelte, dessen Nerven allerdings einen frühen Rückstand verhinderten - drüber. Deutlich erkennbar: Der zu Hertha BSC gewechselte Norbert Liss hinterläßt eine Riesenlücke im Abwehrzentrum. Mitte der 1.Halbzeit kam Türkiyemspor besser ins Spiel, und Torjäger Eraslan zu ein paar Chancen. Aber entweder war das Tor zu flach oder die Männer, die es bewachten, auf dem Posten.

Nach der Pause, die viele ob des gebotenen Bauchtanzes gerne bis Dienstag 17 Uhr verlängert gesehen hätten, konnten sich die Gastgeber als dominierende Mannschaft etablieren. Dank Yücel Aydin kam der Ball jetzt häufig vor das Emmendinger Tor - rein ging er aber in der 72.Minute auf der anderen Seite.

Thomas Hilbig schoß unhaltbar ein, nachdem die Abwehr wieder einmal nicht fisematentenfrei agiert hatte. Dem Ausgleich am nächsten waren die fortan bedingungslos offensiven Kreuzberger in der 88. Minute, als Oliver Kieback aus 15 Metern nur die Latte traf. Im direkten Gegenzug machten die Gäste dann alles klar, Torschütze zum 0:2 Endstand war wiederum Hilbig.

Schade! Bedrückte Stimmung nach dem Spiel, und es war zu hören: „Eine solche Chance bekommen wir so schnell nicht wieder!“

Zicke Zacke