Türkei will Gewässer verkaufen: Flüsse als Privatbesitz
Gewässerprivatisierung in der Türkei: Ein Bündnis von Attac, BUND und Ver.di protestiert in Berlin vor Regierungsplänen, die viele Landwirte bedrohen.
![](https://taz.de/picture/358657/14/8800950.jpg)
BERLIN taz Gegen die geplante Privatisierung von Gewässern in der Türkei haben Vertreter von Attac, BUND, Ver.di und weiteren Organisationen am Freitag vor der türkischen Botschaft in Berlin protestiert. Das Land wolle unter anderem die Nutzungsrechte an den Flüssen Euphrat und Tigris verkaufen, berichtete das Bündnis "SuKo". Die geplante Übergabe von mehr als 7.000 Unterschriften, die in Deutschland gegen die Pläne gesammelt wurden, scheiterte an den verschlossenen Türen der Botschaft.
In der Türkei sorgen die Pläne für große Sorge. "Über 20 Millionen Kleinbauern werden ihre Existenz verlieren", warnte Kenan Demirkol kürzlich. Der Arzt aus Istanbul ist Spezialist für Wasserprivatisierung. Noch in diesem Jahr wolle die Türkei die Nutzungsrechte für 49 Jahre an Großkonzerne verkaufen. "Viele Bauern werden sich kein Wasser mehr leisten können, um ihre Äcker zu bewässern", sagte Demirkol. "Das werden nur die reichen Großbauern und eine zentralisierte, industrielle Landwirtschaft überleben." Bei dem Deal gehe es um rund 3 Millionen Dollar, beschreibt er die Triebfeder der Regierung. Die Verantwortlichen verschwiegen den Bauern, dass sich der Wasserpreis mindestens verdoppelt. "Wer sich keinen Wasseranschluss leisten kann, bekommt keinen." Auch beim Weltwasserforum, das am Montag in Istanbul beginnt, wollen die Privatisierungsgegner protestieren. Bei dieser internationalen Konferenz zur globalen Wasserwirtschaft, so fürchten sie, werde für die weitere Privatisierung der Wasserversorgung geworben - obwohl die neoliberale Politik gescheitert ist.
Auf einem Gegenforum wollen sie ihre Positionen darstellen - unter dem Motto "Wasser ist Menschenrecht". Ein zentrales Anliegen der deutschen Vertreter richtet sich auch an die Bundesregierung: Wasser soll aus den internationalen Handelsverträgen herausgenommen werden, damit die Ressource jedem Menschen zugänglich bleibt, forderte Dorothea Härlin von Attac. Ver.di-Vertreter Mathias Ladstätter, der ebenfalls nach Istanbul reist, warnte, dass auch in Ostdeutschland komplette Gewässer zum Verkauf ausgeschrieben sind.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird