Türkei vor der Wahl: Oppositionszeitung abgeriegelt
Vermeintliche Anschlagsgefahr durch Islamisten: Die türkische Polizei sperrt den Istanbuler Hauptsitz und das Ankara-Büro der „Cumhüriyet“.
Die Zeitung selbst berichtete am Samstag auf ihrer Titelseite, sie habe Informationen von der Polizei bekommen, die bei festgenommenen IS-Verdächtigen in Gaziantep in der Nähe der syrischen Grenze die Adresse von Cumhüriyet gefunden habe. „Diese Zeitung ist daran gewöhnt, trotz solcher Drohungen zu erscheinen“, schrieb ihr Direktor Akin Atalay am Samstag.
Die Zeitung ist auf hartem Oppositionskurs zu der islamisch-konservativen Regierung des Landes unter ihrem Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Der Staatschef hatte im Mai Anzeige gegen Cumhüriyet erstattet, weil das Blatt Fotos von der Beschlagnahmung eines für den IS in Syrien bestimmten Waffenkonvois des türkischen Geheimdienstes MIT im Januar 2014 veröffentlicht hatte. Chefredakteur Can Dündar droht eine lange Gefängnisstrafe.
In den vergangenen Wochen waren die Behörden wiederholt gegen Erdoğan-kritische Medien vorgegangen. So wurde vor laufender Kamera der Sitz eines Medienkonzerns gestürmt und die Kontrolle über zwei Fernsehsender übernommen. Die Polizei setzte dabei Tränengas und Wasserwerfer ein. Erst am Freitag hatten rund 50 internationale Medien, darunter die New York Times, die Süddeutsche Zeitung und die Nachrichtenagentur AFP, die staatlichen Angriffe auf die Pressefreiheit in der Türkei angeprangert.
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