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Türkei: Antrag auf EG–Mitgliedschaft Ankara verspricht sich Investitionen

Brüssel (dpa) - Die Türkei beantragt an diesem Dienstag offiziell die Mitgliedschaft in der Europäischen Gemeinschaft. Dem Land dürfte in den nächsten Jahren ein langer und dornenreicher Weg in die Gemeinschaft bevorstehen, an dessen Ende vielleicht sogar eine Absage stehen könnte. Griechenland hatte wiederholt angekündigt, daß es im Ernstfall ein Veto einlegen werde, solange Athen und Ankara sich nicht über die Hoheitsrechte in der Ägäis und im Konflikt um Zypern geeinigt hätten. Der Präsident des EG–Ministerrats rechnet damit, daß allein die Prüfung des Antrags durch die Kommission zwei Jahre in Anspruch nehmen werde. Erst danach und nach einer Stellungnahme des Europaparlaments könne der Rat die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen beschließen. Für diesen Beschluß ist Einstimmigkeit erforderlich. Nach Auffassung von Tindemans ist derzeit jeder Beitrittsantrag wenig willkommen. Die EG befinde sich in einer äußerst schwierigen Phase angesichts der Revision der Agrar– und Finanzpolitik. Eine EG–Mitgliedschaft der Türkei dürfte große wirtschaftliche Probleme aufwerfen. Mit einem Bruttosozialprodukt von 1.200 Dollar pro Kopf der Bevölkerung ist die Türkei weit ärmer als das ärmste EG–Mitglied Portugal, das mit 5.000 Dollar pro Kopf um 50 Prozent unter dem EG– Durchschnitt liegt. Viele EG–Mitglieder erwarten, daß bei einer Mitgliedschaft der Türkei mehrere Millionen türkische Arbeitssuchender, die früher oder später unweigerlich nach EG–Recht Freizügigkeit in der Gemeinschaft genießen müßten, in reichere Mitgliedsländer auswandern. Ankara verspricht sich dagegen von einer Mitgliedschaft ausländische Investitionen, die die Arbeitssuchenden dazu bringen könnten, „zu Hause“ zu bleiben.

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