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Tschechische Grenzen für Roma dicht

■ Nur wer zahlt oder eine Einladung hat, kommt rein / Die Stimmung gegen die Roma ist schlecht: Abzocker machen Geschäfte

Prag/Berlin (taz) - Seit dem Wochenende ist nun den Roma und anderen Flüchtlingen aus Rumänien auch die Einreise in die Tschechoslowakei erschwert. Der Staat Vaclav Havels, dessen jetzige Führung in der Vergangenheit viel von der „zivilen Gesellschaft“ redete, hat durch Einreisebeschränkungen, die offiziell am Montag in Kraft traten, quasi einen Cordon Sanitaire, also einen Sperrgürtel, um die Bundesrepublik und die DDR gezogen. Denn seit Montag müssen Rumänen an der tschechischen Grenze entweder eine formelle Einladung vorweisen oder aber einen Beleg für bereits entrichtete Zahlung ihrer Aufenthaltskosten vorlegen - eine Hürde, die vor allem durch die rumänischen Roma kaum zu überspringen ist. Und so entwarnten die CSFR-Medien zu Wochenbeginn: es seien nur noch wenige Flüchtlinge über die Grenze gekommen.

Anders sehen diese Maßnahmen einige Altdissidenten und Ex -Exilierte. Der Schauspieler Pavel Landovsky, als Flüchtling in den 70er Jahren aus der kommunistischen CSSR in den Westen gekommen, appellierte im CSFR-Fernsehen an seine Landsleute und erinnerte sich an die Hilfe, die vielen seiner Landsleute im westlichen Ausland zuteil geworden war. Doch solche Rufe sind selten. Denn die Stimmung im Lande ist für die Roma nicht gut. „Wir sind Boote ohne Segel“, sagt ein alter Roma, der auf dem Boden des Prager Vorstadtbahnhofs Holevice sitzend auf irgendeine Lösung hofft. Er ist einer der mehreren tausend Rumänen, die über die CSFR in die DDR und viele von dort aus in die Schweiz, die USA und Kanada zu gelangen suchen. Doch seit Mitte Mai Innenminister Diestel den Rumänen eine polizeilich bestätigte Einladung für die DDR abverlangt - unter ihnen sind übrigens auch einige deutschstämmige Aussiedler müssen die Flüchtlinge hier in der CSFR ausharren und warten. Nur 68 stellten einen Asylantrag für die CSFR. Die Habe in Rumänien ist verkauft, von dem Geld ist kaum noch etwas übrig. Bauernfänger und Geschäftemacher versuchen den Flüchtlingen den Rest abzuknöpfen. So verlangten einige Prager Taxifahrer 1.000 DM für die Fahrt bis zur Grenze und Menschenschmuggler versprachen den sicheren Grenzübertritt, tauchten aber nach erfolgter Anzahlung nicht mehr auf.

Wer den Schritt des illegalen Grenzübertritts nicht wagt bei den legalen Versuchen wurden allein in der letzten Woche 1.200 Menschen von den DDRlern zurückgewiesen - wird von den CSFR-Behörden in ein Flüchtlingslager bei Decin gebracht. 200 Flüchtlinge wurden darüberhinaus in einem Auffanglager bei Brünn untergebracht. Der Stadtausschuß von Decin versucht zwar mit Lebensmitteln und Decken zu helfen, doch die Bevölkerung wehrt sich weiter gegen die Fremden. So scheiterte der Plan, die Flüchtlinge in einer ehemals sowjetischen Kaserne in Nordböhmen unterzubringen, am Widerstand der Anwohner. Doch zu guter Letzt erreicht eine bessere Nachricht die Rumänen. Denn die Ausländerbeauftragte der DDR, Almuth Berger, stellte klar: „Wer ein Asylbegehren an der DDR-Grenze äußert, darf seit dem 1.August nicht mehr zurückgewiesen werden.“

Matthias Krüger

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