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Trubel um den Hundestar aus "The Artist"Kein Oscar für Uggie

Er ist ein ganz besonderer Terrier: Uggie aus "The Artist". Mit einer Kampagne sollte sogar seine Nominierung für den Oscar erreicht werden. Doch der ist für Hunde tabu.

Oscarreif mit Fliege: Uggie liebt die Kamera. Und die Kamera liebt ihn. Bild: reuters

Das ist nun schon ein wenig diskriminierend. Gary Oldman, Brad Pitt, George Clooney, Jean Dujardin, Demián Bichir. Diese fünf Herren konkurrieren um den Oscar als bester Hauptdarsteller. Ein Name hingegen fehlt: Uggie.

Und das liegt nicht daran, dass Uggie in irgendeinem obskuren fremdsprachigen Independent-Film mitspielt. Nein, er ist Teil von "The Artist", Michel Hazanavicius' Hommage an die Stummfilmära, die für insgesamt zehn Academy Awards nominiert wurde. Das Problem ist anders gelagert: Uggie ist ein Hund. Und Tiere sind als Oscar-Preisträger nicht vorgesehen.

Was Uggies Trainer Omar Von Muller nicht einsehen will. Er war es, der den als Problemfall geltenden Uggie aus dem Tierheim holte und zum Filmstar machte. Nach mehreren Kleinrollen hatte Uggie seinen ersten größeren Auftritt 2011 an der Seite von Reese Witherspoon und Robert Pattinson als "Queenie" in "Wasser für Elefanten". Und als bisheriger Höhepunkt in der Karriere des neunjährigen Jack Russell Terriers steht die Rolle in "The Artist" zu Buche.

Hier spielt er Jack, den Hund und Leinwandpartner des verblühenden Stummfilmstars George Valentin – den er schließlich sogar aus einem brennenden Haus rettet. Sicherlich auch eine Remineszenz an Rin Tin Tin, den großen Hundefilmstar der Zwanziger, der einer Urban Legend zufolge bei der allerersten Oscarverleihung 1929 mehr Stimmen erhielt als der tatsächliche Sieger Emil Jannings.

Deswegen läuft seit Monaten die PR-Kampagne "Consider Uggie". Mit Facebookseite, //twitter.com/#!/Uggie_TheArtist:Twitteraccount, Solidaritätsbekundigungen von Prominenten und Erwähnungen quer durch die US-Medien, selbst bei CNN hatte Uggie schon einen Auftritt. Auch "The Artist"-Regisseur Hazanavicius sagt über Uggies Performance, "ohne den Hund wäre es nicht der gleiche Film geworden". Doch vergebens. Er wurde einfach nicht nominiert.

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Wirklich traurig muss Uggie deswegen nicht sein: Er durfte mit zur Golden-Globe-Verleihung, wo er, mit einer Fliege bekleidet, auf dem roten Teppich und auf der After-Show-Party eine gute Figur machte. Beim französischen Prix Lumière wurde Uggie mit einer besonderen Erwähnung bedacht. Sogar zwei Preise konnte er schon gewinnen: Im Mai den Palm Dog Award, mit dem Filmjournalisten am Rande des Filmfestivals von Cannes bereits seit 2001 den besten Filmhund des Jahres auszeichnen. Und am vergangenen Montag einen der erstmals verliehenen Golden Collar Awards.

Um die es allerdings einen kleinen Skandal gab: Antonio Banderas, der US-Synchronsprecher aus "Der gestiefelte Kater", beschwerte sich, dass nur Hunde für den Award nominiert werden können, nicht aber Katzen. "Cats wear collars too", schrieb er in einem offenen Brief an die Huffington Post.

Und das ist nun schon ein wenig diskriminierend.

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2 Kommentare

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  • HR
    Heike Rolf

    Ich halte den Rummel um den Oscar für einen Hund doch etwas für übertrieben...der Hund hat nicht wirklich etwas davon...vielleicht sollte er eine angemessene Gage für seine Leistung bekommen, die man evtl. für eine Behandlung und einen artgerechten Lebensabend verwenden kann. Uggie geht es mit seinen knapp 10 Jahren nicht besonders gut, daher wird er von Archie Junior vom Niggeland auch zumindest hier in Deutschland gedoubelt, das hält viel Stress von ihm ab, was auch gut so ist....er braucht keinen Oscar, sondern einen artgerechten Lebensabend:-))

  • A
    anke

    Die Berlinale-Jury unter Vorsitz des britischen Regisseurs Mike Leigh, hört man, hätte sich mit der Verleihung des goldenen Bären über das erklärte Konzept der Veranstaltung, welche eigentlich den neuen, den anderen, den Film der Zukunft küren soll, souverän hinweggesetzt. Es war ihr offenbar sehr viel wichtiger, ihre tiefe Verbundenheit zum Kino alter Schule und ihre Solidarität mit zwei Männern aufzuzeigen, die ihnen irgendwie ähnlich sind.

     

    Die Prämierten haben die große Geste offenbar verstanden. In Ihrer Dankesrede haben sie jedenfalls erklärt, sie wären überglücklich, mit Mike Leigh befreundet zu sein. Das habe ich mit eigenen Ohren gehört. (Ich fürchte fast, diese 20 Minuten meines Lebens haben sich mehr gelohnt, als ich jemals zu hoffen gewagt hatte.) Ob man demnächst auf Kosten eines der Beteiligten irgendwo schick essen gehen oder ob man gemeinsam verreisen wird, ist bisher nicht bekannt geworden.

     

    Nun erwartet wohl niemand, ausgenommen vielleicht dieser oder jener notorische Cineast/Filmfetischist, ausgerechnet von einer Goldener-Bären-Jury echte Präsidentabilität. Ich meine: Im Sinne der Würde des Amtes. Und wer so alt ist wie Vittorio und Paolo Taviani, für den ist Berlin 2012 womöglich wirklich so ziemlich die letzte Gelegenheit gewesen, im Stehen eine Trophäe zu stemmen. Man ist ja kein Unmensch. Wirklich fair allerdings, hört man, ist es dann auch wieder nicht, wenn junge, hoffnungsvolle Menschen, die noch an die hehren Postulate glauben, die in der Öffentlichkeit lanciert werden, und sich in ihrer Arbeit daran orientieren, hinten runter fallen und mit einer "lobenden Erwähnung" abgespeist werden müssen, weil es für alle eben doch nie reicht.

     

    Diese Gesellschaft geht offenbar vor die Hunde. Ich wünschte wirklich, die Vierbeiner bekämen wenigstens dafür jene lobende Erwähnung, die ihnen zusteht. Meinetwegen auch einen Ehrenbären. Klar, der wäre so ziemlich für die Katz. Aber, hey, was soll's? Hauptsache, er glänzt!