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Trotzkismus im Universum

■ Von Gisela Elsner

Der sowjetische Weltraumaffe Jeroscha, der zusammen mit dem Weltraumaffen Drema seit dem 29.September in einer Raumkapsel um den Erdball kreist, führt, kaum daß er im All außer behördlicher Kontrolle ist, einen Affenzirkus auf, der deutlich trotzkistische Züge trägt. In der linkssektiererischen Absicht, im Universum die permanente Revolution auf eigene Faust aus dem Dreck, in dem sie steckt, zu ziehen, löste dieser subversive Affe seine linke Pfote von ihrer Fesselung, entfernte von seinem fest an seinen Schädel geschnallten Helm das Namensschild und führte in der Raumkapsel eigenmächtig Untersuchungen aus, bei denen es sich nur um Sabotageakte handeln kann. Schon die Entfernung des Namensschilds, auf dem der Name Jeroscha zu lesen stand, entlarvt das Renegatentum dieses Affen, der offenkundig statt Jeroscha lieber Leo genannt zu werden wünscht. Die Absicht des sowjetischen Weltraumunternehmens, die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf Tiere zu testen, zeitigte das Ergebnis, daß Affen offenkundig im All dazu neigen, in das Stadium des Trotzkismus zurückzufallen. Daher wäre die sowjetische Regierung gut beraten, im Interesse der ideologischen Standfestigkeit und zur Wahrung des universellen Klassenstandpunkts künftig keine Affen mehr in den Weltraum zu schießen.

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