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Trotz Rückgang jede Menge Zuversicht

Produktionszahlen Konjunkturexperten sehen keinen Anhaltspunkt für eine Trendwende

BERLIN rtr | Der längste Aufwärtstrend der vergangenen sechs Jahre in der deutschen Wirtschaft ist vorbei. Aber niemanden stört es. Im Juni steigerten die Unternehmen erstmals nach fünf Monaten ihre Produktion nicht weiter. Im Gegenteil: Industrie, Baubranche und Energieversorger stellten zusammen 1,1 Prozent weniger her als im Vormonat. Das teilte das Bundeswirtschaftsministerium am Montag mit. Viele Ökonomen hatten mit einem Wachstum gerechnet, im Schnitt um 0,2 Prozent.

Alarmiert zeigte sich aber noch niemand. Aus dem Ministerium hieß es: „Die Auftragseingänge sowie die Indikatoren für das Geschäftsklima deuten darauf hin, dass die aufwärtsgerichtete Tendenz bei der industriellen Erzeugung weiter anhält.“

Auch die Konjunkturexpertin des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Sophia Krietenbrink, war entspannt: „Mit einer grundsätzlichen Trendwende ist wegen des kräftigen Binnenkonsums, des gestiegenen Investitionsvertrauens und der Belebung der Weltwirtschaft vorerst nicht zu rechnen“, sagte sie. Schließlich wirkten auch die Niedrigzinsen „weiter als Konjunkturstütze“.

Tatsächlich erklärten mehr als die Hälfte von 20.000 Unternehmen, die der DIHK befragt hatte, die Finanzierungsbedingungen seien derzeit gut. Probleme gibt es derzeit nur bei kleinen Unternehmen, die auf Kredite ihrer Hausbanken angewiesen sind.

Nur Commerzbank-Analyst Ralph Solveen wies darauf hin, dass die Produktion in den vergangenen Monaten stärker gestiegen war, als die Auftragslage es hergegeben hätte. „Die Abweichung wurde nun korrigiert.“

Am stärksten hatten im Juni die Industriebetriebe ihre Produktion heruntergefahren – um 1,4 Prozent. Die Baufirmen meldeten ein Minus von 1,0 Prozent. „Vor allem im Baugewerbe könnte die schwächere Entwicklung auch ein Zeichen zunehmender Engpässe sein“, sagte DIHK-Expertin Krietenbrink.

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