: Tropenwald am Tropf
■ Kahlschlag noch rabiater als vermutet / US-Institut legt neue Zahlen vor / „Unheilvolles Signal“ für Klimabedingungen
Washington (ap/taz) - Der Kahlschlag in den Tropenwäldern hat nach einer Studie der US-amerikanischen World Resources Institute (WRI) weit größere Ausmaße als bisher angenommen. Der am Donnerstag vorgelegten Studie zufolge, die auf Daten von 1987 basiert, werden in jedem Jahr 16 bis 20 Millionen Hektar Tropenwald vernichtet. Die Vereinten Nationen hatten Zahlen aus dem Jahr 1980 zufolge noch vermutet, daß es „nur“ etwa elf Millionen Hektar sind. Die Abholzung der Tropenwälder geht also um 50 Prozent schneller voran als bisher angenommen. Die Autoren sprechen von einer „Tragödie für den natürlichen Reichtum auf der Erde“ und „einem unheilvollen Signal für die Klimabedingungen auf der Erde“.
Das WRI hatte seiner Studie Satellitenfotos, in den Waldgebieten gemachte Vor-Ort-Beobachtungen und regierungsamtliche Angaben zugrundegelegt. Der Wissenschaftler Allen Hammond, unter dessen Leitung die Daten zusammengetragen und ausgewertet wurden, bezeichnete die Studie als den ersten wirklich umfassenden Lagebericht aus den vom Kahlschlag betroffenen Gebieten.
Klimaforscher bewerteten die WRI-Studie als aktuellste einer ganzen Reihe ähnlicher Untersuchungen. Aus allen gehe hervor, daß die Zahlen, die der Diskussion über eine mögliche Klimaveränderung bisher zugrunde gelegt worden sind, viel zu niedrig angesetzt seien. Der Verlust der Wälder hat eine doppelte Auswirkung auf den Treibhaus-Effekt der Erde. Durch die Rodungen der Wälder werden große Mengen Kohlendioxid freigesetzt. Gleichzeitig können immer weniger Wälder immer weniger Kohlendioxid abbauen.
Die WRI-Studie nennt elf Länder, die für 82 Prozent des weltweiten Kahlschlags verantwortlich seien: Brasilien, Indonesien, Birma, Indien, Kolumbien, die Elfenbeinküste, Thailand, Laos, Vietnam, die Philippinen und Nigeria.
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