Trocken quatschen

■ Die Telekom baut Dächer über ihre Stationen

Auf eine Anfrage aus der CDU- Fraktion zum Abbau von öffentlichen Telefonzellen in Bremen und Bremerhaven hatte der Senat beschieden, es werde keine Reduzie-rung von Sprechstellen geben. Mehr noch: Die von erbosten Bürgern als „Schönwettertelefon“ geschmähten Zellen Marke „Telestation“ – derzeit 115 von insgesamt 1.330 Telefonanlagen – sollen komfortabler werden. Bislang boten sie keinerlei Schutz vor Lauschern, Regengüssen oder dem Lärmen des vorbeirauschenden Verkehrs. Jetzt sollen sie Dach und Seitenverkleidung erhalten.

Dass nachgerüstet wird, ist nicht etwa auf massive Proteste unzufriedener Kunden zurückzuführen, wie Telekom-Sprecher Peter Kespohl beteuert. Vielmehr sei die zusätzliche Verschalung bereits geplant gewesen, als das Modell „Telestation“ auf der Expo vorgestellt wurde. Leider seien die entsprechenden Teile nicht rechtzeitig fertig gewesen. Geeignete Materialien muss-ten gefunden und zertifiziert, Hersteller an Land gezogen werden. Dann drängte auch noch die Euro-Umstellung zur raschen Montage der Fernsprecher – zur Not eben ohne Schutz.

„Uns schien das Wichtigste, dass ohne große Umschweife mit Euro telefoniert werden konnte“, weist Kespohl den Verdacht zurück, hier sei vielleicht übereilt gehandelt worden.

Die Säule kostet nur zwei Drittel eines Fernsprechhäuschens, außerdem ist sie weniger anfällig für Vandalismus. „Die Schäden an Telefonzellen lagen jährlich zwischen zehn und zwölf Millionen Mark“, erklärt der Telekom-Sprecher. „Die Telestationen bieten weniger Angriffsfläche. Außerdem fühlen sich Randalierer stärker beobachtet“. Nicht zu vergessen: In Fernsprechsäulen lässt sich nicht hineinurinieren oder erbrechen. Die Reini-gungskosten für Telefonhäuschen hingegen sind hoch.

Noch haben die Uralt-Zellen auch in Bremen eine Chance. Nach wie vor machen sie rund 90 Prozent der Fernsprecher aus. „Mal gucken, wie es sich entwickelt“, gibt sich Peter Kespohl abwartend. „Ein Komplettaustausch macht wirtschaftlich jedenfalls keinen Sinn“.

Auch die Konkurrenz durch Handys spielt eine Rolle. „Wenn die öffentlichen Fernsprecher keine Zukunft hätten, würden wir wohl kaum so einen Aufwand treiben.“ meint Telekom-Mann Kespohl kämpferisch. Am Ende muss er aber doch einräumen: „Über alle Standorte verteilt, wird es ein schwieriges Geschäft“.

kut