: Treuhand weiter im Schneckentempo
■ 43 Betriebe privatisiert/ Treuhandchef Rohwedder legte dem Regierenden Diepgen Zwischenbilanz vor/ Treuhand gründete eigene Berlin-Abteilung/ Interflug hängt weiterhin in der Luft
Schöneberg. Zur Abstimmung »aller das Land Berlin berührenden Fragen« ist in der Treuhandanstalt eine Abteilung Berlin eingerichtet worden. Darüber informierte Treuhandchef Detlef Rohwedder den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) und mehrere Senatoren während eines Gesprächs im Schöneberger Rathaus. Diepgen betonte die Notwendigkeit, daß die Treuhand künftig noch stärker auf die Sanierung von Arbeitsplätzen und die Durchführung arbeitsmarktpolitischer Umstellungsmaßnahmen hinarbeiten müsse.
Zu den noch nicht Privatisierten im Ostteil Berlins gehören gegenwärtig solche Großunternehmen wie die Interflug, die Intrac/Müllentsorgung sowie der Maschinenhersteller Bergmann-Borsig. Auch bei der Privatisierung von Handel und Gewerbe sowie der Gasversorgung gibt es große Schwierigkeiten. Nach Rohwedders Bilanz wurden bisher 43 Ostberliner Betriebe von der Zentralen Treuhand erfolgreich in private Hand gegeben.
In den kommenden fünf Jahren werden für diese Unternehmen 2 Milliarden DM an Investitionen erwartet.
Im Bereich der Treuhandniederlassung Berlin, so die Mitteilung, wurden bisher 20 Betriebe privatisiert, für weitere 80 laufen gegenwärtig Verhandlungen. Darüber hinaus stehen 26 Buchhandlungen vor der Ausschreibung sowie zwölf Kinos vor dem Verkauf. Bei 212 Einzelhandelsobjekten und 270 Gaststätten wurde der Verkauf abgeschlossen oder der Zuschlag erteilt. Wie Treuhandchef Rohwedder versichert habe, berücksichtige die Treuhand bei allen Aktionen — wenn möglich — vorrangig Interessenten aus der ehemaligen DDR sowie aus Ost-Berlin.
Unterstützung sagte die Treuhandanstalt bei der Bearbeitung von 40.000 bis 50.000 Anträgen für die Übertragung von Objekten in kommunales Eigentum zu. In den vergangenen Tagen waren von Berliner Politikern wiederholt kritische Töne gegen die Treuhandanstalt zu hören gewesen.
Dabei wurde die Einrichtung aufgefordert, nicht nur abzuwickeln und zu privatisieren, sondern sich mit Sanierungsprogrammen auch den aktuellen Strukturproblemen der Stadt zu stellen. Darauf reagierte die Treuhandanstalt nun erst mal mit der Einrichtung der längst fälligen Berlin- Sektion.
Die Beratung erfolgte im Rahmen von Gesprächen, die die Treuhand mit allen Regierungen der neuen Bundesländer führt. adn
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen