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Treuhand läßt Batteriewerk ohne Saft

Treptow. Der Betriebsrat der »Berliner Akkumulatoren Elemente Fabrik« (BAE Belfa Gerätebatterien) wehrt sich gegen die beabsichtigte Kündigung von weiteren 100 Mitarbeitern. In einem offenen Brief an die Treuhand-Vorsitzende Birgit Breuel heißt es, man sei nicht bereit, ein »drittes Mal wie Schafe zur Schlachtbank zu gehen«. Nach zwei Kündigungswellen 1990 und 1991 stehen derzeit noch 173 Mitarbeiter auf der Gehaltsliste, die meisten allerdings mit Kurzarbeit Null. Vor der Wende waren hier fast 500 Personen beschäftigt.

Der Betriebsratsvorsitzende Peter Hartmann wirft der Treuhand vor, seit der Wende keinen Pfennig in den Betrieb investiert zu haben: »Man hat uns regelrecht verhungern lassen.« Hintergrund sind die jüngsten Verkaufsgespräche der Treuhand. Nachdem kürzlich ein erster Privatisierungsversuch gescheitert war, wurde dem Betriebsrat am 21. Mai diesen Jahres vom Gesellschafter Graf v. Bismarck mitgeteilt, daß nunmehr eine neue Käufergruppe (die Herren Bartz und Starke) Interesse an der Firma bekundet hätten und eine »Beschäftigungsgarantie« für 53 Mitarbeiter anböten. Am nächsten Tag wurde die Geschäftsführung angewiesen, eine Personalreduzierung auf 53 Mitarbeiter vorzunehmen und die Kündigungen bis zum 30. Juni auszusprechen.

Der Betriebsrat forderte hingegen eine Beschäftigungsgarantie für alle verbliebenen Beschäftigten, die Offenlegung aller Anbieterkonzepte und den Ausschluß einer »Immobilienlösung«. Die BAE Belfa produziert auf einem 28.000 Quadratmeter großen Gelände in Oberspree Gerätebatterien. Obwohl der Betrieb weitaus preisgünstiger als die Westkonkurrenz ist und sich auf Markterfordernisse umgestellt hat, werden weiterhin rote Zahlen geschrieben. Hauptvorwurf des Betriebsrates: Die Treuhand habe nichts getan, um beim Aufbau eines eigenen Vertriebsnetzes zu helfen. Auch seien keine branchenübliche Werbung, keine Leistungsgebühren für die großen Handelsketten und keinerlei Marketing finanziert worden. Martin Clemens

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