■ Press-Schlag: Tretschok zwischen Gefühl und Vernunft
Gefühle kann man nicht beschreiben. Man muß sie haben. Ottmar Hitzfeld tut immer so, als habe er keine. Deshalb ist er nach dem 1:0 über Manchester United gestern auch schleunigst zur Tagesordnung übergegangen. Kohler bleibt, Reuter und Freund sind neu verletzt: Borussia Dortmunds Trainer will nur wissen, wer ihm morgen in Duisburg helfen kann. Die Leute sind gern sentimental und möchten, daß er den Stürmer René Tretschok streichelt, weil der doch am Mittwoch so ein wichtiges Tor geschossen hat.
Natürlich lobt er ihn. Falls es aber einer vergessen haben sollte, wird er streng und sagt: „Persilscheine gibt es bei uns nicht.“ Was Tretschok bei seinem ersten kompletten Champions League- Spiel getan hat, beweist nur eines: daß der Meister mit seinem 25-Mann-Kader richtig liegt. Der ist zwar teuer, aber er bringt Rendite.
17.30 Uhr stand auf der Tafel die Nummer 23. Das war alles. Im Spiel dann wirkte Tretschok fleißig, ballsicher, ohne Fehler, ohne Soli. Da aber erkämpfte sich Paulo Sousa einen Befreiungsschlag, gegen Cantona auch noch, dann „sprang der Ball ihm weg, und ich wollte helfen“. Sousa drehte zürnend ab, dieweil Tretschok sah, „daß ich allein bin“ – und abzog. Nun hat er den Salat. Tretschok (28) möchte „Stammspieler sein“. Da „stehen bei Borussia meine Karten schlecht“.
„Unbeschreibliches Gefühl“: Tretschok Foto: Reuter
Gehen, sagt die Vernunft! Von TeBe ist er gekommen, zur Hertha könnte er vielleicht zurück. Das Gefühl aber „kann man nicht beschreiben“, sagt Tretschok: „50.000 fangen an zu schreien, und du stehst im Mittelpunkt.“ Andererseits: Keiner wird was sagen, wenn er das nächste Mal fehlt. pu
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