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■ Schöner LebenTrès schiqué!

Amerikophil? Wer – moi? Nur, weil ich meine Top-Hits im Disc-Discounter kaufte, früher? Weil ich die Urlaubsbilder stets aus dem Quick-Shop abholte? Ja, damals. Man bildet sich ja weiter. Mit der „Photographie“ fing es an. Gar nicht so einfach. Akzentfrei gebe ich inzwischen morgens meine Croissants (“und legen Sie noch mein Journal dazu“) in Bestellung – ja, das ist der Tonfall, den man in der Back-Boutique neuerdings schätzt. Kultiviert, nicht überfein, aber doch. Trés elegant. Trés chique.

Entsprechend kultiviert sich auch das bis dato oft so blamable, ja cretineuse Aussehen der cartè-de-visite. „Karin Meyerdierks, Satz und Druck“ – cè horrible, wenn man heute dran denkt. Non: Heute klingt's allemal chiquer, hat's mehr esprit. „Coiffeur Jaques Meyer“ – inzwischen Durchschnitt. „Petra Kruse, Bibliothecarin“ – glänzend. Das Prachtstück meiner Sammlung, ja, der coupé d'etat gewissermaßen aber ist folgendes Juwel: „Martina Lemmermann, DTP-Graphicerin“. Phantastique! Glückwunsch, Martina. Als Journalistè weiß man so gnadenlos stilbewußtes Sprachbewußtsein zu schätzen – eben drum: Streichen wir das „Kulturredakteur“ vom Kärtchen; ab heute heißt es wieder: „Pheuilleton.“

Lè Karlheinz

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