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Traumzeit und eine mysteriöse Botschaft

■ Neuerscheinungen auf dem Esoterik-Buchmarkt / Gelesen von Martin Banger

Die Story liegt im Trend: In Peru kursieren Abschriften eines über 2000 Jahre alten Manuskriptes, das Prophezeiungen über die spirituelle Entwicklung der Menschheit enthält. Die Suche nach diesem Manuskript erweist sich indes als gefährliches Abenteuer: Kirche und Staat versuchen eine Veröffentlichung des Manuskriptes zu verhindern, da die Texte zu einer Transformation des gesellschaftlichen Bewußtseins und der Kultur führen könnten.

Die Suche nach dem geheimnisvollen Manuskript ist jedoch gleichzeitig die eigene spirituelle Suche des Autors. Neun Erkenntnisse muß der Ich-Erzähler durchlaufen, „zufällige“ Begegnungen weisen ihm unterstützend den Weg. Der Autor verbindet die Elemente von Kriminal- und Abenteuerroman mit einer esoterischen Sicht der Welt und gibt einen Überblick über verschiedene Ansätze der modernen Physik, des New-Age und der traditionellen Mystiker.

James Redfield, der im Süden der USA lebt und dort auch Kurse gibt, bezeichnet sein Buch als Parabel – so sind die gewalttätigen Angriffe zum Beispiel, mit denen offizielle Stellen das Bekanntwerden der Erkenntnisse zu verhindern suchen, für ihn die Widerstände des eigenen Bewußtseins und der Skeptizismus der Mehrheit, sich auf eine esoterische Weltsicht einzulassen.

Die Prophezeiungen von Celestine wurden innerhalb kürzester Zeit zum Bestseller und werden in der esoterischen Szene bereits als Kultbuch gefeiert. Das ist sicherlich übertrieben. Der Versuch, die verschiedenen esoterischen Ansätze ganzheitlich zusammenzubringen ist interessant, wirkt aber stellenweise etwas konstruiert. Der literarische Stil übersteigt das Niveau eines besseren Krimis nicht, die einzelnen Charaktere sind bestenfalls oberflächlich skizziert.

Dennoch ist das esoterische Wissen so lebendig in die Geschichte eingewoben, daß man sich auf die Gedankengänge des Autors einläßt und ihm gespannt Schritt für Schritt folgt. Und auch wenn man nicht alle spirituellen Einsichten des Autors teilt (einige sind einfach zu amerikanisch) erhält man doch reichlich Anregung zum Nachdenken. Esoterik light, spannend verpackt.

Der Esoterikmarkt boomt und boomt. So ist es kein Wunder, daß längst auch die großen Verlage ständig mit Neuerscheinungen zum Thema aufwarten. Wen das Angebot an esoterischen Techniken und Schulen inzwischen verwirrt, für den kommt der Wegweiser Esoterik gerade recht.

Erschienen ist der Wegweiser in der Knaur-Esoterik-Reihe, die sich insgesamt durch ein hohes Niveau auszeichnet. Gegliedert in vier große Kapitel – östliche Wege / westliche Wege / Wege und Welten der Urvölker / Trends und Techniken der neuen Zeit – gibt er einen Überblick über die verschiedenen esoterischen Richtungen, von Astrologie bis Zen.

Die einzelnen Bereiche sind, wenn auch nicht tiefgreifend, so doch für ein Nachschlagewerk ausreichend erklärt. Allen großen Religionen, aber auch der Psychologie, dem Schamanismus und dem New-Age, ist jeweils ein Kapitel gewidmet. Die Geschichte des Buddhismus wird ebenso besprochen wie die Traumzeit der Aborigines. Weil sich der Autor zudem jeglicher Wertung enthält, eignet sich das Buch für alle, die sich einen ersten Eindruck verschaffen wollen, ohne sich allzutief mit den jeweiligen Themen beschäftigen zu müssen.

Wer sich intensiver mit der angesprochenen Thematik auseinandersetzen will, findet Adressen von Ansprechpartnern im gesamten deutschsprachigen Raum. Der Anhang enthält außerdem ein gutes, sehr ausführliches Literaturverzeichnis. In den Literaturtips der einzelnen Kapitel werden allerdings recht hohe Zugeständnisse an den eigenen Verlag gemacht.

Moderne spirituelle Führer und Gemeinschaften werden, wenn überhaupt, allerdings nur beiläufig erwähnt. Wer also Näheres über Osho, Hare Krishna oder Scientologie sucht, wird hier nicht fündig.

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