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Trau keinem...

■ betr.: "Spiegel-Inserate", DDR-taz vom 13./20./27/.8.90

betr.: 'Spiegel-Inserate‘,

DDR-taz vom 13./20./27.8.90

Ob es dem mächtigen 'Spiegel‘ gefällt oder nicht: Lügen haben kurze Beine: Wahr ist: Im Heft 43/1989 freute sich der 'Spiegel‘ noch über Honeckers Lob: „Vom 'Spiegel‘ sind Sie? Ja, der 'Spiegel‘ ist ein gutes Blatt, les‘ ich jeden Montag.“ (so formulierte Honecker auf einer China-Reise). Und in Heft 30/1990 kroch Herausgeber Augstein dem Vereinigungskanzler (Omne animal post coitum triste) derart in den Achtersteven, daß dem 'Spiegel'-Leser Dr. med. Dieter Markert vor Schreck die Kontaktlinsen anliefen. „Birne mutiert zur Götterspeise“, lautete sein Kommentar. Ein anderer Leser schrieb: „Kohl wird künftig auch den 'Spiegel‘ lesen: Ein Leser mehr, Glückwunsch, Herr Augstein!“

Aber irgendwo ist das ganze ja auch logisch: Alte und mächtig gewaltige Herren fahren auf gewaltige, 40jährige NachRichtenMagazine mächtig ab.

Der 'Spiegel‘ als der Parteinehmer für die Wahrheit? Und er sei vielseitig? Viele Seiten, das ja. Und reichlich zynisch, das auch. Gnadenlos deutsch natürlich. Noch immer gilt: Trau keinem... Erst recht, wenn jemand 40 Jahre lang heiße Eisen angefaßt hat. Da bleiben berufstypische Schäden nicht aus.

Mathias Tietke, Berlin

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