: Transrapid rast in eine Sackgasse
Die Magnetschnellbahn soll im Lehrter Bahnhof halten. Eine Südfahrt zur Papestraße wäre damit blockiert. Aufsichtsrat will in vier Tagen entsprechenden Beschluß fassen ■ von Rolf Lautenschläger
Zuerst konnte es nicht schnell genug gehen. Nun wird das Ding von den Planern wohl gegen einen Prellbock gefahren. Denn sollte die Magnetschnellbahn Transrapid den Lehrter Bahnhof als innerstädtischen Haltepunkt nutzen, führt kaum noch ein Weg aus dem selbstgewählten Sackbahnhof heraus: Für eine Weiterfahrt in Richtung Süden zur Papestraße oder zum Großflughafen Schönefeld müßten mindesten zwei neue Röhren durch den Tiergarten gebuddelt werden. Außerdem ständen den Grabungen die fertigen Parlamentsbauten im Spreebogen im Wege. Der Kanzler und die Abgeordneten kämen aus den Gummistiefeln nicht mehr heraus. Und wer den Durchstich bezahlen soll, steht sowieso in den Sternen.
Vier Tage bevor der Aufsichtsrat über eine Transrapid-Haltestelle entscheiden will, scheint die Trassenführung aber bereits endgültig festgeklopft zu sein. „Der Zielpunkt Lehrter Bahnhof hat sich in unseren Untersuchungen als optimaler Haltepunkt herauskristallisiert“, erklärt Horst Fechner, Chef der Magnetschnellbahn Planungsgesellschaft. „Das liegt zur Beschlußlage auch so vor.“
Ebenso wie die Deutsche Bahn AG sei man von der Trassenführung durch das westliche Stadtgebiet bis zum Bahnhof Papestraße abgekommen. Der drei Kilometer lange Fahrweg durch die Stadt müßte aufgeständert werden, weil kein Raum für den Transrapid zwischen den vorhandenen Eisenbahn- und S-Bahngleisen bliebe. Fechner: „Papestraße ist doch Peripherie.“
Der Lehrter Zentralbahnhof bietet für Fechner dagegen nur Vorteile: Der Schnellzug fahre vom Bahnhof Spandau auf Stelzen bis zum Fürstenbrunner Weg und unter der Stadtautobahn hindurch. Über den Nordring, die Jungfernheide und die Putlitzstraße schwenke der Renner auf das Areal des Hamburg-Lehrter-Güterbahnhofs ein. Und rund 1,2 Kilometer vor dem Lehrter Bahnhof „taucht er in die Erde ab“.
Damit die Planung des ICE- Bahnhofs nicht berührt werde, „gehen wir in Tieflage zwischen Humboldthafen und der geplanten S 21-Verbindung rein“, so Fechner. Der 150 Meter lange Bahnsteig lasse sich dann „problemlos“ an die Verteilerebene des Lehrter Bahnhofs anderthalb Stockwerke unter der Erde anbinden. Fechner: „Die Passagiere können von dort zu den ICE-Bahnsteigen gehen und umgekehrt. Das ist höchstens ein Abstand von 50 Metern.“
Wie es von dort aus weitergehen soll, ist für Fechner nicht gelöst. „Natürlich wollen wir die Weiterführung sicherstellen“, betont er. Wie das funktionieren soll, kann der Transrapid-Boß aber auch nicht erklären – obwohl der Senat die Verlängerung Richtung Papestraße zur Bedingung gemacht hat. Zum Prellbock werden die Spree, die fertigen Parlamentsbauten und die Türme am Potsdamer Platz. „Eine Tunnellösung“, kommentiert Michael Cramer, verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, „ist nicht bezahlbar“. Und sollte der Transrapid in die Bahntunnel eingefädelt werden, wäre ein neues Planfeststellungsverfahren nötig, „da wesentliche Änderungen zu den bisherigen Planungen“ bestünden.
Für Cramer kommt das 8,9-Milliarden-Ding damit zum unrühmlichen Stillstand, dessen Kosten für den Ausbau der Bahn sinnvoller angelegt wären. Der Haltepunkt Lehrter Bahnhof verkomme so zu einem „rein repräsentativen Prestigeobjekt“. Statt auf Funktionalität hätten die Planer einmal mehr nur auf die Nähe zum Regierungsviertel geschielt. Und Repräsentation kostet.
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