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Transrapid fährt aufs Abstellgleis

■ Bau der Magnetschnellbahn so gut wie vom Tisch: Grüne und SPD weinen Transrapid keine Träne nach, CDU schon. Grüne: Für davon tangierte Bahnhöfe wird andere Planung notwendig

Unter den Berliner Parteien hat der Bonner Transrapid-Beschluß der sich formenden rot-grünen Koalition ein geteiltes Echo gefunden.

Während die Verkehrsexperten von SPD und Bündnisgrünen im Abgeordnetenhaus die Entscheidung zum nur bedingten Festhalten an der Magnetschnellbahn von Hamburg nach Berlin begrüßten, wurde in der Hauptstadt-CDU Bedauern laut.

Die Bonner Koalitionäre hatten sich am Samstag darauf geeinigt, keine weiteren Mehrkosten für das High-Tech-Projekt zu Lasten des Bundes zu akzeptieren. Da in den letzten Tagen für die geplante Transrapidstrecke nach Berlin mögliche Zusatzkosten von bis zu drei Milliarden Mark drohten, erscheint ein Bau der Schnellbahn nun fast ausgeschlossen.

Der SPD-Verkehrsexperte im Berliner Abgeordnetenhaus, Christian Gaebler, sagte auf taz-Anfrage, er glaube, mit dem Bonner Beschluß sei das Projekt „gestorben“ und das „Thema erledigt“. Ein Umdenken sei nötig, nicht weiter Kosten und Risiken solcher Großprojekte zu vergesellschaften, während die Gewinne privatisiert würden.

Es sei „lächerlich“, sich um die mögliche Gefährdung von etwa 200 Arbeitsplätzen durch ein Ende des Transrapids Gedanken zu machen. Schließlich würden nun große Summen frei, mit denen man viel mehr Menschen in Arbeit bringen könne.

Der verkehrspolitische Sprecher der Berliner Bündnisgrünen, Michael Cramer, zeigte sich erfreut über die Bonner Einigung. Die Magnetschnellbahn sei „faktisch tot“. Eine drohende „Verschwendung von Steuergeldern“ durch den Transrapid sei abgewendet worden. Vor allem aus finanz-, verkehrs- und wirtschaftspolitischen Gründen sei es besser, daß die Strecke Hamburg–Berlin nicht gebaut werde.

Für Berlin bedeute das voraussichtliche Ende des Transrapids unter anderem, daß der Spandauer Bahnhof nun für den Regionalverkehr ausgebaut werden könne. Die Gründerzeithäuser an der Plantage und die Post in Spandau müßten nicht abgerissen werden. Enteignungen von Gründstücken für die Trasse seien nun nicht mehr nötig, ebensowenig der Bau eines Tunnels beim Lehrter Bahnhof – Ausgaben in Höhe von einer Milliarde Mark würden so vermieden.

Der CDU-Verkehrsexperte Alexander Kaczmarek kritisierte die rot-grünen Verhandlungspartner in Bonn. Sie stiehlten sich aus der Verantwortung, wollten sich offenbar nicht für oder gegen das Projekt entscheiden, sondern hofften, daß der Transrapid teurer werde als erwartet, um so aussteigen zu können. Er sei „zutiefst betrübt“, daß die Schnellbahn auf diese Weise an die Wand gefahren werde. Zwar ergebe sich aus dem voraussichtlichen Transrapid- Ende für Berlin nur eine „planerische Konsequenz“, da die Hauptstadt in das Projekt kaum Geld investiert habe. Er bedauere jedoch, daß bundesweit nun Milliarden ausgegeben worden seien „für eine Modelleisenbahn im Emsland“. Philipp Gessler

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