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Transnuklear everywhere...

■ Das agile Hanauer Atomtransport–Unternehmen soll auch Atommüll aus der Schweiz und aus Italien ins belgische Mol gebracht haben / Erste Informationen über Mengen und Gelder

Köln/Bonn (taz/dpa) - Unter der Schlagzeile „Die Atommafia“ berichtete das belgische Magazin Le vis - LExpress, so der Kölner Stadtanzeiger, Transnuklear habe auch Atommüll aus dem Schweizer Atomkraftwerk Mühlberg im Kanton Bern sowie aus Caorso in Italien nach Belgien gebracht. Für die 57 Kubikmeter Schweizer Atommüll sollten laut Vertrag 174.000 Mark gezahlt werden. Aus Caorso sollten zwei Lieferungen von 114 bzw. 54 Kubikmeter Atommüll nach Mol gelangt sein. Für ihre Behandlung sollte Transnuklear 920.000 Mark entrichten. Tatsächlich bezahlt worden seien aber nur 264.000 Mark. Bei den Lieferungen aus der Schweiz seien es 74.000 Mark gewesen. Eduard Bernhard, Sprecher von Bürgerinitiativen in Hanau und Aschaffenburg, wies gestern gegenüber der taz darauf hin, daß damit zum ersten Mal Informationen über das Verhältnis von Mengen und Geldern beim illegalen Atomtransportgeschäft von Transnuklear an die Öffentlichkeit gelangt sind, die Aufschluß über die Dimensionen des Atommüll–Verschiebebahnhofs und die dabei erzielten „Gewinnspannen“ geben. Die Differenzbeträge zwischen offiziellen und inoffiziellen Preisen seien, so müsse man schlußfolgern, in „schwarze Kassen“ geflossen. Die Bernische Kernkraftwerke AG hat die Lieferungen am Freitag abend bestätigt, jedoch gleichzeitig darauf verwiesen, ihr sei nicht bekannt gewesen, daß in Mol nur schwächer strahlender Atommüll verarbeitet werden könne. Der Schweizer Rundfunk meldete unter Berufung auf den Mol–Betriebsleiter, einige Fässer mit dem Atommüll aus der Schweiz wiesen das Zehnfache der in Mol akzeptierten Maximal–Strahlung von 200 Millirem pro Stunde auf. Das Werk wolle den Atommüll deshalb in die Schweiz zurückschicken.

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